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Ein Leben für die Denkmalpflege
Mathias Möller
Wie erst jetzt bekannt wurde, verstarb der erste Thüringer Landeskonservator, Prof. Rudolf Zießler, am 17. Dezember nach schwerer Krankheit im Alter von 81 Jahren. Ein Nachruf des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie.

rudolf ziessler konservator
Foto: Rudolf Zießler - Archiv, Freies Wort

Rudolf Zießler wurde am 7. August 1934 in Rodewisch im Vogtland geboren. 1957 schloss er sein Studium der Kunstgeschichte an der Universität Greifswald ab. Ab Mai 1958 war er in der Arbeitsstelle Dresden des Instituts für Denkmalpflege der DDR tätig, wenige Jahre später folgte er einem Ruf an die 1963 neu gegründete Arbeitsstelle Erfurt. Sie war die Vorgängerinstitution des heutigen Bereiches Bau- und Kunstdenkmalpflege des Thüringischen Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie.

Rudolf Zießler zählte hier zu den ersten Mitarbeitern und wurde Leiter der Abteilung Forschung. Gemeinsam mit dem Chefkonservator Hans Schoder, dessen Stellvertreter er später wurde, baute er die erste, für das gesamte Territorium des heutigen Freistaats zuständige Fachinstitution für die Bau- und Kunstdenkmale auf. Sie entwickelte sich bis Ende der 1960er-Jahre mit ihrem konsequent interdisziplinären Zuschnitt und diversen Fachreferaten zu einer auch im internationalen Vergleich modernen Fachinstitution.

1976 wurde Rudolf Zießler zum Hauptkonservator ernannt. Nicht zuletzt seinem Pragmatismus ist zu verdanken, dass der thüringischen Denkmalpflege damals trotz der begrenzten ökonomischen Möglichkeiten in der DDR herausragende denkmalpflegerische Leistungen gelangen, so die Restaurierung wertvoller Kircheninnenräume, etwa der Stadtkirche in Rudolstadt. Wichtige Partner waren dabei stets die kirchlichen Bauämter. Deren Möglichkeit, nur über den Einsatz von Devisen zu beschaffende Materialien zu beziehen, nutzte Zießler auch für die Restaurierung profaner Denkmale.

Sein wissenschaftliches Verdienst in dieser Zeit liegt insbesondere bei der Forschung zur Architekturpolychromie sowie in der methodischen Auseinandersetzung und interdisziplinären Zusammenarbeit zu diesem Thema. Seine umfangreichen Kenntnisse flossen in viele Publikationen und Beiträge ein, die auch international große Aufmerksamkeit fanden. Die auf wissenschaftlicher Basis erfolgte Wiederherstellung zahlreicher Raumfassungen und Fassadenfarbigkeiten in den 1960er- und 1970er-Jahren ist ohne Zießlers Arbeit für Thüringen kaum vorstellbar. Besonders verdienstvoll war seine Beschäftigung mit der Wilhelmsburg in Schmalkalden, den Klöstern Rohr und Veßra sowie den Thüringer Residenz- und Lustschlössern.

Nach Rücktritt von Hans Schoder wurde Zießler im Mai 1990 Chefkonservator, ab Juli 1991 dann erster Landeskonservator Thüringens. Er reorganisierte die Arbeitsstelle Erfurt als Landesamt für Denkmalpflege des Freistaates Thüringen. Dabei halfen ihm nicht nur seine langjährigen fachlichen Erfahrungen, sondern auch seine über viele Jahre und alle Grenzen hinweg gepflegten Kontakte mit den Kollegen diesseits und jenseits des Eisernen Vorhanges. Zudem gelang Rudolf Zießler, dass die Denkmalfachbehörde 1992 erstmals ein eigenes Dienstgebäude beziehen konnte und der wissenschaftliche und technische Personalbestand den gewachsenen und geänderten Anforderungen entsprechend erhöht wurde. Seine wissenschaftlichen Verdienste wurden 1995 mit einer Honorarprofessur am Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena geehrt. Ein letzter beruflicher Höhepunkt war die Ausrichtung der Jahrestagung der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland im Juni 1998 in Thüringen.

Am 31. August 1999 trat Rudolf Zießler in den Ruhestand. Mit seinem Tod haben nicht nur die Kollegen des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie einen weit über Thüringen ob seiner profunden fachlichen Kenntnisse hinaus geschätzten und geachteten Kollegen verloren. Mit seinem Wirken sind 33 Jahre kontinuierlicher Arbeit einer staatlichen Fachbehörde für die Bau- und Kunstdenkmale in Thüringen verbunden, die deren Wirken bis heute prägten und in unserer Denkmallandschaft bedeutende Spuren hinterlassen haben.

Freies Wort - Artikel vom 06.01.2016
www.freies-wort.de




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