Die Außenanlagen am Marmorpalais in Potsdam werden bau- und gartendenkmal-
pflegerisch wiederhergestellt
Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) hat die Ufermauer und das Südparterre am Marmorpalais im Potsdamer Neuen Garten wiederhergestellt. Zum Abschluss der diesjährigen Arbeiten sind am 26. Oktober 2016 auch die im Innenhof sowie auf dem Südparterre des Schlosses seit 55 Jahren fehlenden 4 Pyramidenpappeln und 3 Robinien nachgepflanzt worden.
Die wiederhergestellte Ufermauer am Marmorpalais
im Potsdamer Neuen Garten. Foto: SPSG
Möglich wurden die im Juni 2015 begonnenen und noch bis zum Frühjahr 2017 andauernden Baumaßnahmen durch das Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten (Masterplan), das die Kulturstaatsministerin für den Bund sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten) für die Jahre 2008 bis 2017 zur Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft aufgelegt haben. Die Gesamtkosten für die Sanierung der Außenanlagen am Marmorpalais belaufen sich auf 1,9 Millionen Euro.
Königliche Bäume
Bereits vor dem Bau des Marmorpalais pflanzte der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm (II., 1744-1797) am Ufer des Heiligen Sees eigenhändig 3 Robinienbäume als Erkennungssymbol der Freimaurergruppe, der er selbst angehörte. Nachdem er 1786 den Thron bestiegen hatte, wies Friedrich Wilhelm II. die Architekten Carl von Gontard (1731-1791) und Carl Gotthard Langhans (1732-1808) an, genau hier das Marmorpalais zu errichten. Mit dem Baubeginn 1787 fiel zugleich die Entscheidung für den Erhalt der wertvollen Robinien. Die optische Beeinträchtigung der Fassadenwirkung des Zentralbaus nahm der König nicht nur in Kauf, er ließ darüber hinaus noch 4 Pyramidenpappeln in Nachbarschaft zu den Robinien setzen.
Auch nach der seit 1797 erfolgenden Erweiterung des Marmorpalais um zwei eingeschossige Seitenflügel durch Michael Philipp Boumann (1747-1803) blieben die Bäume an ihrem Ort. Sie standen bis 1880 im Innenhof unmittelbar vor der Fassade des Hauptbaus. Die Nachpflanzung wurde 1931 von Gartendirektor Georg Potente (1876-1945) veranlasst, nachdem 1930 auch die Robinie auf dem Südparterre aus Altersgründen gefällt worden war.
Weichen mussten die Bäume jedoch 1961 im Zuge der Einrichtung des Armeemuseums der DDR im Marmorpalais, um sowohl im Innenhof als auch auf dem Südparterre militärisches Gerät aufstellen zu können.
Durch die Nachpflanzung der Pyramidenpappeln und Robinien sowie nach der Wiederherstellung des Nordparterres im Frühjahr 2017 wird die unmittelbare Umgebung des Marmorpalais in der kommenden Saison wieder in ihrer ursprünglichen Schönheit mit Bäumen, Rasenspiegeln, Fontainen, Blumenbeeten und Kübelpflanzen zu erleben sein.
Die Baumaßnahmen
Die Wiederherstellung der Außenanlagen am Marmorpalais umfasst die Instandsetzung der Ufermauer mit ihren vier Freitreppen, die direkt hinunter ans Wasser des Heiligen Sees führen. Ebenso werden die Außentreppen am Hauptbau und Südflügel saniert sowie der Marmorfußboden des Altans und sämtliche Holzfenster des Kellergeschosses.
Ufermauer
Die Natursteinmauer aus sächsischen Sandsteinblöcken mit ihrer Balustrade aus schlesischem Marmor ist bereits restauriert. Die Freitreppen werden nach Abschluss der Maßnahme wieder ohne Ausnahme für die Besucher begehbar sein. Die Witterung hatte der Ufermauer und der Balustrade stark zugesetzt. Hinzu kamen Salzschäden und Krustenbildungen aufgrund der ständigen Durchfeuchtung. Fehlstellen im Naturstein wurden mit Vierungen oder Antragungen wieder ergänzt. Die Verfugung der Sandsteinblöcke ist insgesamt erneuert worden, das figürliche Relief auf der Südseite wurde konserviert. Verlorene Baluster der Treppengeländer und der Balustrade sind durch neue Elemente ersetzt worden, die nach originalem Vorbild angefertigt wurden.
Treppen
Die Blockstufen und Podestplatten der nördlichen Frei- und beider Ufertreppen samt Bootsanleger waren zum Teil aus ihren ursprünglichen Positionen verschoben. Der gesamte Bereich bedurfte umfangreicher Reparaturen. Die Stufen wurden vollständig aufgenommen und nach der Herstellung eines neuen tragfähigen Unterbaus wiederverlegt. Die Uferpodeste, die zum Teil nur noch fragmentarisch erhalten waren, sind komplett wiederaufgebaut. Dabei wurden die fehlenden Platten und Einfassungen materialgetreu in Sandstein ergänzt. Die südliche Freitreppe war schon 1997 instandgesetzt worden.
Derzeit finden noch die Arbeiten an den Außentreppen am Hauptbau des Schlosses statt. Die Fertigstellung ist bis zum Jahresende 2016 geplant. Hier werden ebenfalls Fehlstellen mit Vierungen zugesetzt und alle Fugen neu geschlossen. Für die Treppe auf der Nordseite muss ein großes Eckteil aus Marmor neu angefertigt werden, die tragende Konstruktion unter den Stufen wird momentan neu aufgemauert, bevor die originalen Marmorstufen an Ort und Stelle wieder gesetzt werden können.
Kellerfenster
Die noch ausstehende Sanierung der Kellerfenster erfolgt im Frühjahr 2017.
Das Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan)
Mit dem Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan) retten der Bund sowie die Länder Berlin und Brandenburg bedeutende Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall. Das Abkommen sieht vor, dass die SPSG bis 2017 insgesamt 155,03 Millionen Euro in die Wiederherstellung nationaler Kulturgüter zusätzlich investieren kann. Der Bund trägt 77,5 Millionen Euro (50 Prozent) bei, das Land Brandenburg 53 Millionen Euro (2/3 von 50 Prozent) und das Land Berlin 24,53 Millionen Euro (1/3 von 50 Prozent).
Seit 2008 hat die SPSG ca. 123 Millionen Euro verausgabt, das entspricht 74,5 Prozent der Gesamtsumme von 165 Millionen Euro (inkl. BMUB- und EFRE-Mittel). Im Jahr 2016 wird die SPSG voraussichtlich 28 Millionen Euro (inkl. BMUB- und EFRE-Mittel) in die Masterplanprojekte investieren. Die Sonderinvestitionsmaßnahmen kommen allen großen Häusern der Stiftung zugute.
Pressemitteilung
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Frank Kallensee
Tel. 0331.96 94-318 / Fax 0331.96 94-102
Postfach 60 14 62, 14414 Potsdam
www.spsg.de
Blog-Artikel / 2016 / Oktober
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