Die Arbeit auf dem Feld, die Pflege der Kinder oder auch handwerkliche Tätigkeiten von Frauen sind bis zum 18. Jahrhundert selten alleiniges Thema einer Grafik, sondern werden höchstens am Rande thematisiert. Die Sonderpräsentation versucht, anhand französischer, deutscher, italienischer, spanischer und holländischer Werke einen Blick hinter allegorische Kulissen zu werfen, um die Arbeitswelt der Frauen zu beleuchten.
Barfuß schleppt die Milchmagd den schweren Eimer voller Milch. Konzentriert frisieren zwei Dienstmädchen ihre Herrin. Mägde tragen einen Bottich mit Fischen oder ziehen einen schweren Wagen mit Fässern. Eine Bäuerin bietet aus ihrem Bauchladen Obst und Gemüse auf einem Markt feil, während eine alte Frau Pfannkuchen backt und an Umstehende verkauft. Eine Dame im feinen Kleid bringt mit ihrer Arbeit an der Hobelbank umstehende Männer zum Staunen. Eine andere Frau schöpft Wasser mit einem Eimer aus einem Ziehbrunnen und füllt es in ein Gefäß, das sie anschließend nach Hause tragen wird.
Die Darstellungen von Frauen bei der Arbeit sind komplex und vielfältig, manchmal geschätzt, zuweilen mit Vorurteilen behaftet. Oftmals verbergen sie allegorische oder religiöse Inhalte: So sitzt auf dem Rand des erwähnten Ziehbrunnens Christus und spricht die Frau von Samaria an. Doch hinter diesen Kulissen eröffnet sich ein selten thematisierter Aspekt: Ohne die Frauen, ihr tatkräftiges Anpacken und ihr scheinbar geduldiges Schaffen hätte die von männlichen und patriarchalen Strukturen geprägte Gesellschaft nicht funktionieren können.
Die kleine thematische Ausstellung präsentiert 25 französische, deutsche, italienische, spanische und holländische Druckgrafiken des 16. bis 18. Jahrhunderts aus den reichen Beständen des Kupferstichkabinetts.
Ausgewählt wurden Blätter, die Frauen bei ihren alltäglichen Tätigkeiten zum Broterwerb zeigen: als Bäuerin, Lehrerin, Dienstmädchen, Hebamme oder Kurtisane. Sie gibt einerseits Einblick in von Frauen dominierte Berufe, etwa die Betreuung einer Geburt als Hebamme, andererseits zeigt sie auch Bereiche der Gesellschaft, in denen die Geschlechter nebeneinander – gleichberechtigt? – ihren Arbeiten nachgehen.
Unter allegorischen Bedeutungsschichten finden sich oft selbstbewusst tätige Frauen, aber auch die Mühsal alltäglicher Plackerei bleibt nicht verborgen. Bis heute findet sogenannte Care-Arbeit für Kinder, Ältere, Familie kaum die nötige Anerkennung; an der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie an der Gleichstellung auch in finanziellen Belangen wird gearbeitet, erreicht sind sie noch nicht.
Gleichzeitig wird deutlich, dass viele dieser Darstellungen von Künstlern geschaffen wurden: Albrecht Dürer, Lucas Cranach, Rembrandt, um nur einige wenige zu nennen. Ihr (männlicher) Blick auf Frauen prägte die Perspektive über Jahrhunderte. Mit Louise Magdeleine Horthemels (1686–1767) und Marguerite Ponce (1745–1800) sind in der Ausstellung auch zwei Künstlerinnen vertreten, die wohl mit der Herstellung von Kunstwerken ihren Lebensunterhalt verdienten – mit ihnen als „Kunst-Macherinnen“ wird an die Ausstellung von 2023 angeknüpft.
Die Kabinettausstellung ist ein Beitrag zum Frauenmonat März, aber auch zum „Equal Pay Day“ (7. März) und zum „Tag der Arbeit“ (1. Mai).
Kuratorinnen:
„An die Arbeit! Vom Schaffen und Schuften der Frauen“ wird kuratiert von
- Dagmar Korbacher, Direktorin
- Mailena Mallach, Kuratorin für deutsche Kunst vor 1800
- Christien Melzer, Kuratorin für niederländische und englische Kunst vor 1800, Kupferstichkabinett
Berlin, 11. Februar 2025
Pressemitteilung - Kulturforum Berlin, Gemäldegalerie
Johanna und Eduard Arnhold Platz (ehem. Matthäikirchplatz)
10785 Berlin
Öffnungszeiten: Di–So, 10–18 Uhr