Eine Sonderpräsentation der Skulpturensammlung und des Museums für Byzantinische Kunst – Staatliche Museen zu Berlin in Kooperation mit dem Polnischen Institut in Berlin, der Archäologischen Fakultät der Universität Warschau und der Fakultät für Design der SWPS-Universität Warschau.
Die Sonderpräsentation im Raum 220 des Bode-Museums zeigt glamouröse und elegante Gewänder aus dem mittelalterlichen Nubien, die weltliches und religiöses Prestige ausdrücken. Die Rekonstruktionen basieren auf Wandmalereien aus der Kathedrale von Faras, die sich heute in den Sammlungen des Nationalmuseums in Warschau und des Sudan-Nationalmuseums in Khartum befinden. Diese prächtigen Leihgaben treten mit ausgewählten Textilien aus der Sammlung des Museums für Byzantinische Kunst und des Museums für Islamische Kunst in Dialog.
In den 1960er-Jahren beschloss die ägyptische Regierung, den Assuan-Hochdamm zu bauen. Zur Erforschung und Rettung von Gebieten, die durch die Überflutung des Nils bedroht waren, beteiligten sich Wissenschaftler*innen aus 26 Ländern an einer UNESCO-Initiative zum Erhalt des kulturellen Erbes von Nubien. Ein polnisches Team unter der Leitung von Prof. Kazimierz Michałowski von der Universität Warschau erforschte in diesem Zusammenhang die Stadt Faras, eine der mittelalterlichen Hauptstädte des Königreichs Nobadia. Dieses existierte zwischen dem 6. und dem Ende des 7. Jahrhunderts und erstreckte sich über das Gebiet des heutigen Südägyptens und Nordsudans. Bis ins 14. Jahrhundert blieb Faras die Hauptstadt der nördlichen Provinz des Königreichs Makuria.
Die Entdeckung einer Kathedrale mit einer Reihe einzigartiger Wandmalereien war der Beginn zahlreicher Studien, die bis heute einen Schwerpunkt der polnischen Forschungen bilden. Das Nationalmuseum in Warschau beherbergt in der Faras-Galerie eine weltweit einzigartige Sammlung nubischer Kunst des Mittelalters.
Gerade jetzt, während des tragischen Bürgerkriegs im Sudan, sollen die dort seit Jahrzehnten durchgeführten Forschungen die Welt daran erinnern, dass nicht nur die Menschen in diesem Land, sondern auch sein reiches kulturelles Erbe stark bedroht sind.
Wie heute stellten Kleidung und Accessoires im mittelalterlichen Nubien, dem Grenzgebiet des heutigen südlichen Ägyptens und nördlichen Sudans, eine Form der nonverbalen Kommunikation dar, wobei jedes Element seine eigene Bedeutung hatte. Die in den 1960er-Jahren freigelegte Kathedrale von Faras enthielt eine große Anzahl von Wandmalereien. Dargestellt sind unter anderem die einflussreichsten offiziellen und kirchlichen Persönlichkeiten des nubischen Königreichs Makuria.
Im 6. Jahrhundert wurde in dieser Region, ausgehend von Konstantinopel, der Hauptstadt des Byzantinischen Reiches, das Christentum als neuer Glaube eingeführt. Bis ins 14. Jahrhundert blieb Makuria ein christlicher Staat. Viele Kirchen entstanden in dieser Zeit und wurden mit monumentalen Bildnissen von Angehörigen des Hofes und des Klerus ausgeschmückt. Diese sollten den Gläubigen die Verbindung zwischen Königreich und Kirche vor Augen führen.
Ein Forschungsteam der Universität Warschau und der SWPS-Universität hat es sich zur Aufgabe gemacht, die prachtvollen Gewänder der nubischen Königsfamilie und der geistlichen Würdenträger aus der Kathedrale von Faras zu erforschen und zu rekonstruieren.
Die glamouröse Kleidung in den Wandmalereien von Faras ist von besonderer Eleganz und offenbart eine eigene Symbolik. Zunächst orientierte sie sich an der höfischen Tracht von Byzanz, doch im Laufe der Jahrhunderte vermischte sich ihr Dekor mit afrikanischer Farbenpracht und Motivsprache sowie mit arabischen Einflüssen zu einem einzigartigen Kleidungsstil.
Fünf Gewänder für königliche Mütter, Könige und einen Bischof wurden auf Grundlage der Malereien aus der Kathedrale von Faras und archäologischem Material aufwendig rekonstruiert.
Nach einer ersten Präsentation im Pariser Louvre werden sie nun ab dem 6. Februar 2025 in Raum 220 des Bode-Museums zusammen mit ausgewählten Textilien aus der Sammlung des Museums für Byzantinische Kunst und des Museums für Islamische Kunst ausgestellt. Anhand dieser Exponate werden die verschiedenen, in der Spätantike und im frühen Mittelalter gebräuchlichen Techniken und Dekors erklärt. Darüber hinaus dokumentiert die Ausstellung die Forschungsergebnisse eines Projekts, das die Autoritätsbeziehungen zwischen Kirche und Staat in Nubien untersucht und gleichzeitig das Bewusstsein für die derzeitige tragische Situation im Sudan und die Bedrohung des reichen kulturellen Erbes des Landes schärft.
Kurator*innen:
„In Pracht gehüllt. Rekonstruktionen mittelalterlicher Gewänder aus Nubien“ wird kuratiert von
- Dr. Cäcilia Fluck, wissenschaftliche Mitarbeiterin
- Kathrin Mälck, Textilrestauratorin für die Skulpturensammlung und das Museum für Byzantinische Kunst
- Dr. Karel Innemee, Archäologe, Archäologische Fakultät der Universität Warschau
- Dr. Agnieszka Jacobson-Cielecka, Direktorin, Fakultät für Design der SWPS-Universität Warschau
Pressemitteilung
Museumsinsel Berlin, Bode-Museum
Am Kupfergraben, 10117 Berlin
Öffnungszeiten: Mi – Fr 10 – 17 Uhr, Sa + So 10 – 18 Uhr