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Grundriss der Kunstgeschichte

Grundriss der Kunstgeschichte von Wilhelm Lübke

Hier sehen Sie einen kurzen Auszug aus dem Buch "Grundriss der Kunstgeschichte von Wilhelm Lübke"
- Stuttgart, 1887. Verlag von Ebner & Seubert (Paul Neff)

Ursprung und Anfänge der Kunst von Wilhelm Lübke 1887

Aus der verwirrenden Vielheit der Erscheinungen strebt der Mensch nach Erkenntniss der geistigen Gesetze, die den innern Zusammenhang bedingen. Nur im Verständniss der tiefen Nothwendigkeit eines solchen weiss er in der scheinbaren Willkür des Einzelnen Ruhe und Klarheit des Überblicks zu behaupten, in der Reihenfolge von Lebensformen, wie sie die Geschichte der Menschheit bietet, die fortschreitende Entwicklung der Idee, des geistigen Inhalts zu erfassen.

Wenn irgendwo, so ist dies auf dem Gebiete der Kunst unerlässlich, da in ihren Werken der Charakter der Völker und der Zeiten zur verklärten sinnlichen Erscheinung gelangt. Die Frage nach dem Ursprunge der Kunst ist daher eine naheliegende.

Dieser Ursprung ist aber nicht so leicht nachzuweisen, weil er überall, wenn auch oft durch die Erzeugnisse späterer Kultur verwischt, in ähnlicher Weise stattgefunden hat, wie er noch jeden Tag bei unentwickelten Völkern angetroffen wird. Die Zeit dieses Entstehens ist also ebenso wenig fest zu bestimmen, wie der Ort. Für das eine Volk hat die Geburtsstunde der Kunst vor Jahrtausenden geschlagen, für das andere ist sie noch nicht gekommen. Nur so viel ist gewiss, dass in den ersten Regungen des Triebes zur Kunst unter allen Zonen wie zu allen Zeiten eine merkwürdige Übereinstimmung beobachtet wird. Es ist die ursprüngliche Universalsprache der Menschheit, deren Spuren wir auf den Inseln der Südsee. wie an den Gestaden des Mississippi, bei den alten Kelten und Skandinaviern, wie bei den Helden Homers und im Innern Asiens begegnen; nur kommt diese Sprache nicht über das erste Stammeln hinaus.

Der Mensch liegt noch zu sehr in den Fesseln der umgebenden Natur, wagt noch zu wenig über ihre nächsten Bedingungen hinauszugehen, als dass er sich zu Gebilden von individueller Freiheit erheben könnte. Daher tragen diese primitivsten Werke mehr das Gepräge allgemeiner Naturnothwendigkeit, als den Stempel geistig bewussten Schaffens. Je weiter die Menschheit im Laufe der Zeiten fortschreitet auf der Bahn der Entwicklung, desto schärfer treten die Unterschiede der Einzelnen hervor, desto reicher wird die Fülle mannichfach besondrer Charaktere.

Die einfachste Urform, welche der erwachende Trieb zur Kunst hervorbringt, ist der künstlich aufgeworfene Hügel (tumulus), der die Grabstätte eines gefallenen Helden bezeichnet. Man findet solche Denkmale bei allen alten Völkern in den mannichfachsten Abstufungen. Bisweilen erreichen dieselben eine bedeutende Ausdehnung, wie die Grabhügel von Lydien oder jenes Altun-Obo genannte Denkmal in der Krimm bei Kertsch, welches bei 100 Fuss (s2) Höhe 150 Fuss Durchmesser hat und eine 60 Fuss hohe, 10 Fuss lange und 3-4 Fuss breite Grabkammer umschliesst. (Fig. 1.)

Ursprung und Anfänge: Grabhügel Kertsch
Grabhügel Kertsch
Ursprung und Anfänge: Keltisches Monument
Keltisches Monument

Diese Grabkammern wurden durch grosse Steine in fester Fügung gebildet, um das Innere gegen den Druck der aufgeschütteten Erde zu schützen. Ebenso erhielten diese Denkmale oft, wie in unserem Beispiel, eine äussere Bekleidung mit Steinblöcken. In andren Fällen erhebt sich auf der Gedächtnisstelle ein mächtiger, durch vereinte Anstrengung Vieler aufgerichteter Steinblock (Menhir), roh, wie das Gebirge ihn liefert oder urweltliche Fluten ihn zurückgelassen haben.

Hier unterscheidet sich das Menschenwerk kaum von den zufälligen Bildungen der Natur: nur die inneren Beziehungen, die der Mensch willkürlich damit verknüpft, geben ihm eine Bedeutung. Auch die manchmal zu umfangreichen Denkmalen sich gestaltenden Zusammensetzungen solcher Felsblöcke, die Stein kreise (Kromlech, die Felsgrotten, die tischartigen rohesten Altarformen (Dolmen), die man häufig trifft (Fig. 2), erheben sich kaum über die unterste Stufe.

Stonehenge und Steindenkmale

... Doch beginnt hier schon, durch die Ausdehnung solcher Anlagen oder die Kolossalität der Steine und die Seltsamkeit ihrer Stellungen und Verbindungen, ein geistiger Eindruck bei ihrem Anschauen sich des Gemüthes zu bemächtigen.

Der Schauer des Geheimnissvollen, Gewaltigen, ja selbst des Schreckhaften ergreift uns mit jenem Wehen, durch das die Ahnung der Gottheit in unentwickelten Naturvölkern sich ankündigt. Auch giebt sich hier zuerst ein Streben nach Zusammenhang und Gleichmass, nach Komposition und einer gewissen Harmonie zu erkennen. Zwei oder mehrere gewaltige Steinblöcke werden aufgerichtet, und ein dritter legt sich als erhöhte Platte über sie. Eine Anzahl solcher Verbindungen wird zu einem, ja zu mehreren weiten Kreisen an einander gereiht, und der Mittelpunkt des Denkmals bedeutsam hervorgehoben. So die berühmten Steinkreise (Stonehenge) bei Salisbury (Fig. 3).


Stonehenge und Steindenkmale: Stonehenge bei Salisbury
Stonehenge bei Salisbury
Stonehenge und Steindenkmale: Steindenkmal bei Abury
Steindenkmal bei Abury

Hier besteht der äussere Kreis aus dreissig Steinpfeilern von etwa 15 Fuss Höhe, die durch eingezapfte Steinbalken verbunden waren. Das Innere zeigte zehn noch riesigere durch ähnliche Felsblöcke paarweis verbundene Pfeiler; dazwischen zogen srch innen und aussen noch zwei Kreise von kleineren Pfeilern hin. Bisweilen führen Doppelreihen von aufgerichteten Steinen zu der Kultusstätte hin, wie bei dem grossen Denkmal zu Abury in England, das an Ausdehnung alle anderen übertriflt Seinen Kern (s3) bilden zwei doppelte Steinkreise (Fig. 4), die durch einen grösseren Kreis gemeinsam umschlossen und durch einen tiefen Graben geschützt werden. Auf diesen grossen Kreis, der gegen 1600 Fuss im Durchmesser hat, münden von entgegengesetzten Seiten zwei Alleen von Stein pfeilern , von denen die eine wieder die Verbindung mit einem kleineren Doppelkreis bewirkt.

Gewaltig ist auch das Denkmal zu Carnac in der Bretagne, wo ehemals über 2000 mächtige Pfeiler in elf parallelen Reihen sich wie ein versteinerter Riesenwald erhoben. Ausser diesen Denkmälern findet man so dann Grabkammern, welche in ähnlicher Art gebildet werden, indem grosse Stein platten aufgerichtet und durch Deckplatten verbunden werden, so dass mehrere jener Verbindungen sich dicht an einander schliessen.

Ja, noch einen Schritt weiter thut auf jenen ersten Stufen schon der Trieh zur gediegenen, monumentalen Konstruktion, wenn er die unter Fels- oder Erdhügeln eingeschlossenen Grahkammern dadurch sichert, dass er die auf einander gethürmten Steinschichten nach oben immer weiter vorkragen lässt, so dass zuletzt eine Art von Wölbung entsteht (vergl. Fig. 1); Andere Kammern haben in noch einfacherer Weise sich dadurch gebildet, dass je zwei Steinplatten nach Art der Sparren eines Daches schräg gegen einander gelegt wurden, wie denn in derselben Weise auch Thorwege gebildet werden. (Fig. 5.)

Stonehenge und Steindenkmale: Thorwege (Fig. 5.)

Die Denkmäler dieser primitiven Stufe gehören nicht bloss der keltischen und germanischen Urzeit an, sondern sie erstrecken sich über die entlegensten Theile der Erde, zum Beweis, dass überall die ersten Schritte zur Kunst sich von gleichartiger Basis aus bewegen. Man findet sie in Skandinavien, England und Irland, in der Bretagne und im nördlichen Deutschland, namentlich in Hannover und den Ostseeländern, aber auch in Indien und Kleinasien, sowie in Aegypten, an der Nordküste Afrika's und im Gebiete des Atlas.

Gefässe und Waffen in der Broncezeit

... Nicht minder wichtig als Zeugnisse des uralten künstlerischen Triebes der Menschheit sind die Gefässe und Geräthe, welche in den Gräbern des nördlichen, mittleren und westlichen Europa's gefunden werden.

Die ältesten derselben gehören einer über alle geschichtliche Kunde hinausliegenden Epoche an, welche noch nicht mit der Bereitung der Metalle bekannt war und deshalb ihre ärmlichen Gefasse aus rohem schwärzlichem Thon, ihre Werkzeuge und Waffen aus Feuerstein mühsam herstellte. Die Kunst hat an den dürftigen Erzeugnissen dieser Steinperiode noch keinen Antheil; 1) dennoch ist es von Interesse, die ersten Versuche dieses künstlerich gestaltenden Triebes zu beobachten, weil sich schon auf diesen frühesten Stufen eine fortschreitende Entwicklung erkennen lässt. In Fig. 6 geben wir eine Zusammenstellung dieser frühesten Geräthe. Zuerst mochte man sich mit den von der Natur dargebotenen Splittern des Feuersteins begnügen, um sie zu Beilen, Aexten und Hämmern zu verwenden. Dann aber suchte man die Formen immer zweckmässiger und mannichfaltiger zu gestalten, indem man die grösseren Steine zerschlug und durch Reiben und Schleifen glättete. So entstanden die primitivsten Formen der Meissel und Beile, wie sie Fig. 6 unter a, b, c, zeigen. Diese befestigte man zuerst mit Bastseilen oder ähnlichen Bändern an den Holzstiel, wie bei a, c, e; dann aber bohrte man in mühsamer Weise Löcher in die Axt, um sie besser mit dem durchgesteckten Schaft zu verbinden (b, d, g, i). Immer mehr entwickelte und verfeinerte sich die Form, indem man namentlich zu Aexten mit doppelter Schneide Überging (f, h, k). Dass die meisten dieser Geräthe sowohl als Werkzeuge wie als Waffen dienen konnten, ist selbstverständlich. Rechnen wir dazu (s5) noch die Spitzhämmer d, i, l; die sichel- und sägeförmigen Geräthe p, q, endlich die Lanzen und Pfeilspitzen t, s, r, n, o, sowie die Schleuderkugeln m, so ist nicht zu verkennen; dass schon auf dieser Stufe die Mannichfaltigkeit der Formen überraschende Aufschlüsse über die menschliche Erfindungskraft gewährt.

1) Die Eintheilung in eine Stein-, Bronze. und Eisenzeit behält, was man auch dagegen vorgebracht hat, ihren Werth; doch ist hier wie überall zu bedenken, dass es Uebergänge giebt, nnd dass eine Periode von der andern nie durch einen scharfen Einschnitt gesondert wird.

Anders gestaltet sich aber das Gepräge der Geräthe und Gefässe mit dem Auftreten jener höheren Kultur, welche als die Bronzeperiode bezeichnet wird. Auch sie knüpft an keine geschichtliche Ueberlieferung an, doch spiegelt sich in ihren zahlreichen Ueberresten, wie sie in Skandinavien, Grossbritannien, Deutschland und Frankreich und der Schweiz sowohl aus Gräbern als auch aus den merkwürdigen Ansiedlungen der Pfahlbauten, neuerdings sodann durch Schliemann's Bemühungen aus dem Boden des alten Troja und Mykenä an's Licht gezogen wurden, der Abglanz einer entwickelten Bildungsstufe, die man im Norden wohl mit Recht als die keltische bezeichnet. Neben den noch immer gebrauchten Steingeräten kommen Waffen und Geräte aus Bronze vor, durch elegante Form und Verzierungen ausgezeichnet.

Geräte aus Bronze

Wir geben in Fig. 7 eine Uebersicht der wichtigsten Formen, wobei die Axt wieder die Hauptrolle spielt, in e, f; g noch aus Stein gefertigt, aber in der Schärfe und Feinheit der Zubereitung die Hülfe metallner Werkzeuge verrathend, während in i ein durch Schönheit der Form und zierlichen Schmuck ausgezeichnetes Bronzebeil dargestellt ist, in Ja dagegen die einfache Keilform der Steinwaffe nachgebildet ist, jedoch durch eingegrabene Zickzack-Ornamente bereichert. Auch die lange schmale Gestalt der Schwerter wird in a, b, c, die ähnliche, nur kürzere Form des Dolches in d veranschaulicht.

Tongeschirr - Gefäße

Neben dem Tongeschirr, das allmählich ebenfalls elegantere Umrisse und zierlichen Schmuck annimmt und in dessen Herstellung man von der rohen Handarbeit zur Anwendung der Töpferscheibe übergeht, findet man sodann metallne Gefässe von ausdrucksvollem Umriss und mit eingravirten oder getriebenen Ornamenten geschmückt (Fig. 8), theils offenbar Kochtiegel oder Speisegeschirre wie bei a, c, f, theils wie bei b und e reich verzierte, namentlich goldene Geräthe, für feierliche Anlässe bestimmt.
...

Schmucksachen der Broncezeit

... Ihre Ornamente bestehen aus Spiral-, Wellen-, Kreis- und Bogen-Linien, konzentrisch angeordnet <!--(s6)--> oder friesartig das Gefäss umziehend. Dieselbe Verzierungsweise in noch reicherer Abwechslung zeigen die meist aus Bronze, aber auch aus Gold, seltner aus Silber bestehenden Schmucksachen, von denen Fig. 9 eine Übersicht gewährt.

Von den Nadeln verschiedener Art (k, l, m, n) und den Spangen, Hafteln, Fibulae (u, v, w, x), mit welchen man den Mantel oder Überwurf befestigte, von den einfachen Fingerringen (r, s), den Kopfreifen (c, (d, e) bis zu den Diademen (a, b,) dem Halsschmuck (t), den Armringen (f, g, h, o), die sich oft spiralförmig oder schienenartig vergrössern (q, p), ist Alles mit einem Sinn (s7) für zierliche Ausbildung der Form durchgeführt, welcher dem künstlerischen Empfinden nahe verwandt erscheint. Trefflich geordnete Sammlungen von Gegenständen dieser ältesten Kulturstufen besitzen u. a. das Antiquarium zu Schwerin, die Museen zu Kopenhagen und Stockholm, das neue Museum zu Berlin, die Antiquarische Gesellschaft in Zürich, das Britische Museum zu London, das gallo-römische Museum im Schloss zu St. Germainen - Laye u. a.



Die 0rnamente aus diesen ältesten Epochen menschlicher Kultur geben uns deutliche Fingerzeige über den Entwicklungsgang der dekorativen Künste. Das Ursprünglichste sind die geradlinigen Verzierungen, die sich als Zickzacks, Rauten, Kreuze in den mannichfachsten Verbindungen namentlich auf ältesten Töpferarbeiten finden. Sie gehen aus den primitivsten Künsten des Flechtens und Webens hervor und sind ohne Frage allen Völkern auf der ersten Stufe der Kultur gemeinsam gewesen. Neuerdings hat man diese Ornamentik auch auf den ältesten griechischen und selbst auf orientalischen Vasen von Cypern, Troja, Mykenä, bei Athen und anderwärts angetroffen. Ein weiterer Fortschritt sind dann die rundlinigen Verzierungen, Kreise, Reihen von Punkten, Spiralen u. dgl., die aus der ältesten getriebenen Metallarbeit in Bronze entstanden sind. Diese Ornamentik hat sich dann ebenfalls in die Töpferarbeit fortgepflanzt, wie abermals zahlreiche Vasenfunde an den angegebenen Orten bezeugen. Erst als drittes Element tritt die Nachbildung der bewegten Menschen- und Thiergestalt hinzu, von letzterer namentlich das Pferd, und die Thiere der Heerden, Rind, Ziege, Schaf sowie Vögel, besonders Schwäne und Gänse. (s8) Man sieht deutlich, wie schwierig es im Anfang auf einer noch kindlichen Kulturstufe dem Menschen wurde, solche Gestalten im Bilde festzuhalten. Als letztes in der Reihe ergiebt sich dann die Nachbildung des vegetativen Lebens, wobei Pflanzen und Blumen zunächst in einer Vereinfachung der Form wiedergegeben werden, welche man als unbewusste Stylisierung bezeichnen kann. Alle diese Stadien der Entwicklung des Ornaments lassen sich neuerdings in den eben erwähnten Funden nachweisen. Es unterliegt aber keinem Zweifel, dass sich dieselben Stufen auch in der Kunst des Orients sowohl in Aegypten wie in Asien ergeben werden, sobald die Forschung dort genauer auf diese ältesten Kulturepochen eingeht, die freilich weit früher als anderwärts durch eine höhere Entwicklung verdrängt worden sind. Je weiter nach Norden, desto länger haben die Völker an jenen primitivsten Formen festgehalten.

Als dritte Epoche wird gewöhnlich, wenn auch nicht widerspruchslos, die Eisenperiode bezeichnet, die mit der Gewinnung und Herstellung dieses für die Kultur der Menschheit hochwichtigen Metalles eintritt. Sie schliesst indess selbstverständlich die Verwendung anderer Metalle nicht aus, vielmehr finden sich z. B. in den Gräbern dieser Epoche Bronzegeräte reichlich mit eisernen Waffen, Geschirren u. dgl. vermischt. Eine Hauptperiode der entwickelten Bronzetechnik hat man sich gewöhnt als die Hallstadter Periode zu bezeichnen nach den reichen Fundstätten zu Hallstadt in Oberösterreich, l) bei welchen die Bronze in Waffen. Geräthen und Schmucksachen sich bereits mit dem Eisen mischt. Man wird den Zeitraum dieser lange andauernden Epoche etwa in die erste Hälfte des letzten Jahrtausends vor Chr. setzen dürfen. Einer etwas späteren, vielleicht die zweite Hälfte desselben Jahrtausends umfassende Epoche bezeichnet man nach einer der ergiebigsten Fundstätten am Neuenburger See als die La Tene-Periode. 2) Hier kommen nur noch Fibeln und andere Schmuckstücke von Bronze vor, und zwar zum Theil etruskische Arbeiten, aber das Bronzeschwert ist durch das Eisenschwert verdrängt; und ebenso sind die Lanzenspitzen von Eisen, wie denn überhaupt hier bereits eine hochentwickelte Eisenindustrie sich bemerklich macht. Alle jene älteren, der reinen Bronze oder gar der Steinzeit ausschliesslich angehörenden Fundstätten, Gräber und Pfahlbauten der Alpengegenden, und zwar sowohl der Schweiz wie der benachbarten Theile Süddeutschlands und Oberitaliens werden in das zweite Jahrtausend v. Chr. zu verweisen sein.

Übrigens haben sich feste Zeitbestimmungen bis jetzt weder für das Steinalter noch für die Bronzeperiode aufstellen lassen. Soviel aber scheint gewiss. dass die Kenntniss der Metallbereitung den westeuropäischen Völkern zuerst durch die Phönizier vermittelt worden ist, bis sie dann, wie zahlreich gefundene Formen und Giessstätten beweisen, diese Kunst sich selbst zu eigen machten. Im Orient fehlt es uns dagegen nicht an historischen Andeutungen für die Abgrenzung der beiden Epochen. So wird dem Josua befohlen, sich steinerne Messer zu machen, um den Kindern Israels nach der langen Wüstenwanderung "die Schande Aegyptens" wegzunehmen. Zu demselben Gebrauch verwendete Mosis Frau Zipora einen Stein bei Beschneidung ihres Sohnes. Noch gegen Ende der Richterzeit, um 1000 v. Chr., heisst es (im I. Buch Samuels 13. 19): "Es war kein Schmied im ganzen Land Israel zu finden; denn die Philister fürchteten, die Hebräer möchten sich Schwerter und Spiesse machen. Und musste ganz Israel zu den Philistern hinabgehen, so Jemand eine Pflugschar, Haue, Beil oder Sense zu schärfen hatte." Wenn damals ein in naher Berührung mit den Phöniziern lebender Stamm noch unbekannt war mit der Metallbereitung; so lässt sich schliessen, dass zu den fern wohnenden westlichen Völkern der Gebrauch der Metalle viel später erst gelangt sei.
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