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Die Geburt der Venus - Sandro Botticelli

Berühmte Gemälde von Sandro Botticelli - „Die Geburt der Venus“

Auch wenn dieses Gemälde heute so viele Betrachter hat als kaum ein anderes: Die erste Darstellung eines weiblichen Aktes in der Renaissance, gespickt mit Anspielungen auf antike Mythologie und neuplatonische Ideen, war so brisant – und nur einem sehr kleinen Kreis von hochgebildeten Betrachtern verständlich –, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass das Bild anfangs nur einem äußerst kleinen, privaten Kreis zugänglich war.

  1. Die Geburt der Venus
  2. Die Muschelschale
  3. Mythologie und Philosophie
  4. Das Gesicht
  5. Die Medici und die Uffizien

Die Geburt der Venus

Botticelli schuf das großformatige Bild um 1482-85 im Auftrag von Lorenzo di Pierfrancesco de’ Medici, Cousin des berühmten Lorenzo „Il Magnifico“ de’ Medici, der Florenz von 1469 bis 1492 de facto regierte.

Venus wurde laut der griechischen Mythologie geboren, als ihre Mutter Gaia, Göttin der Erde, ihren Sohn Chronos anstiftete, dem Vater Uranus, Gott des Himmels, wegen dessen Gewalttätigkeit die Geschlechtsteile abzuschneiden und ins Meer zu werfen. Aus dem Schaum des Meeres entstand daraufhin Venus. Die Göttin wurde, auf einer Muschel treibend, von dem milden Westwind Zephyr in Richtung Land geblasen und strandete letztendlich auf Zypern.

Sandro Botticelli  - „Die Geburt der Venus“ Sandro Botticelli - „Die Geburt der Venus“
Die Geburt der Venus - Die Muschelschale Die Geburt der Venus - Die Muschelschale

Die Muschelschale

Das Bild Botticellis zeigt diesen Moment. Die lebensgroß gemalte Venus steht aufrecht in der Bildmitte auf der großen Muschelschale; links schweben Zephyr und seine Gefährtin Chloris über der Wasseroberfläche und blasen die Göttin nach rechts, wo sich eine reduzierte Landschaft auftut. Dort steht eine mit reich verziertem Gewand bekleidete Hore bereit, um Venus im Moment ihrer Ankunft einen Mantel umzulegen.

Das Blumengewand der Hore legt nahe, dass sie – ähnlich wie Zephyr – den Frühling verkörpert oder mit ihm assoziiert ist. Zudem finden sich in den Blumenornamenten und einer Version der Mythologie, in der sich Chloris nach der Umarmung durch Zephyr in die Frühlingsgöttin Flora verwandelt, Anspielungen auf die Stadt Florenz, die außerdem unter der Herrschaft der Medici und im Selbstverständnis der Renaissance einen zeitgeschichtlichen „Frühling“ erlebte.

Mythologie und Philosophie

Die Darstellungsweise der Göttin war nicht nur durch überlieferte Mythologie und Philosophie von der Antike beeinflusst, sondern auch sehr direkt durch eine antike Skulptur aus dem Besitz der Medici, die den Titel „Schamhafte Venus“ trug. Angesichts der frappierenden Ähnlichkeit beider Darstellungen gilt es als gesichert, dass Botticelli diese Skulptur kannte. Deren züchtige Haltung, bei der sie mit beiden Händen ihre Blöße zu bedecken sucht, repräsentiert eine Variante der Venusgeschichte, die die platonische, geistige Liebe statt der körperlichen thematisiert.

Vermutlich greift Botticelli diesen Topos auf, denn auch seine Venus bedeckt Vulva und Brüste mit den Händen und einer Portion ihres langen Haares. Da er den symbolischen Hintergrund dieser Geste in antiken Darstellungen und die entsprechende antike Literatur kannte, ist es möglich, dies als Anspielung auf die im damaligen Florenz sehr breit rezipierte neoplatonische Philosophie zu interpretieren, die Geist und Idee den Vorrang vor Körper und Materie einräumte.

Die Geburt der Venus - Mythologie und Mythos Die Geburt der Venus - Mythologie und Mythos
Die Geburt der Venus - Das Gesicht Die Geburt der Venus - Das Gesicht

Das Gesicht

Das Gesicht trägt die für Botticelli typischen Züge etlicher seiner Frauendarstellungen. Es gibt Spekulationen, dass er ein Modell für all diese Darstellungen gehabt haben könnte – möglicherweise die jung verstorbene Simonetta Vespucci, die von Lorenzo de’ Medicis Bruder Giuliano verehrt wurde.

Typisch für Botticellis Stil sind die klaren Linien und die in sehr eleganten Posen festgehaltenen, überlängten Körper der Figuren, die teils die Gesetze der Anatomie transzendieren; so nimmt der Maler einerseits Bezug auf spätgotische Einflüsse, greift jedoch auch schon dem Manierismus vor. Es verwundert nicht, dass sowohl die Präraffaeliten als auch einige Künstler des Jugendstils Anleihen bei ihm nahmen.

Die Medici und die Uffizien

Lorenzo di Pierfrancesco gehörte der jüngeren Linie der Medici an und erlangte daher nie dasselbe Ausmaß an Macht und Reichtum wie sein Cousin, erhielt jedoch genau wie dieser eine profunde humanistische Ausbildung. Die Familie der Medici förderten nicht nur eine Vielzahl von Künstlern und Schriftstellern durch wiederholte Aufträge, sondern auch eine Gruppe von Philosophen, die den spätantiken Neoplatonismus wiederentdeckten und weiterentwickelten.

Für den aus einfachen Verhältnissen stammenden Botticelli muss es eine große Ehre bedeutet haben, Zugang zu den intellektuellen Kreisen um seine Auftraggeber zu erlangen. Er blieb seit der Gründung seiner eigenen Werkstatt im Jahr 1470 bis zu seinem Lebensende 1510 den Medici eng verbunden, wenn auch deren Macht nach dem Tod Lorenzo des Prächtigen 1492 schwand und Botticelli sich verstärkt religiösen Themen zuwendete. Jedoch auch sein Spätwerk, eine Illustration von Dantes Göttlicher Komödie, zeugt von seiner unerschöpflichen Phantasie und immensem handwerklichem Können.

2016 hat der Saal in den Uffizien, in dem das Gemälde hängt, eine umfangreiche Restaurierung erfahren, sodass es in natürlichem Licht und unter besseren Sicherheitsbedingungen neu präsentiert werden kann.

Die Geburt der Venus - Hora Die Geburt der Venus - Hora

Merkmale

Abmessungen172,5 x 278,9 cm
Datierung1483 - 1485
GenresMythologisches Gemälde
MaterialLeinwand, Tempera
OriginaltitelLa nascita di Venere
OrtUffizien, Florenz, Italien
StilrichtungFrührenaissance
Websiteartsandculture.google.com/asset/the-birth-of-venus/MQEeq50LABEBVg
Wikipediade.wikipedia.org/wiki/Die_Geburt_der_Venus_(Botticelli)
Sandro Botticelli: Bild 'Weibliches Idealbildnis' (ca. 1480), gerahmt
Sandro Botticelli: Bild 'Weibliches Idealbildnis' (ca. 1480), gerahmt

Die Anspielungen sind zahlreich: Die Gemme aus dem Schatz der Medici, die Perlen im Haar (das 'Wespe...
Sandro Botticelli: Bild 'Die Geburt der Venus' (1484/86), gerahmt
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Sandro Botticelli: Bild 'Frühling (Primavera)' (1477), gerahmt
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