Farbkonstellation - Farbkompositionen
Farbe spielt eine zentrale Rolle in van Goghs Werk. In fast allen seiner Briefe an seinen Bruder beschreibt er die Farbkonstellation eines seiner aktuellen Bilder und die Beobachtungen im echten Leben, die ihn dazu inspiriert haben. Kraftvoll und gleichzeitig mit dem allergrößten Feingefühl lässt er drei oder mehr Töne miteinander streiten, harmonieren, interagieren – den Farbkompositionen kommt fast so etwas wie ein autonomer Status, ein Selbstzweck im Gefüge des Gesamtwerkes zu. Das Motiv dient oft genug als bloßer Anlass für die Bildung eines Farbakkordes, der vielmehr Bedeutungsträger für innere Vorgänge sein soll. Es ist deutlich spürbar, dass hier ein wichtiger Schritt in Richtung Abstraktion vollzogen wird: Die Ablösung ästhetischer Qualitäten wie Komposition, Farbe und Form von einem abzubildenden Motiv hat begonnen, ohne dass die Postexpressionisten wie van Gogh, Gauguin oder Cézanne sich bereits dessen bewusst wären, dass sie auch ganz auf eines verzichten könnten. Diesen Schritt werden Kandinsky, Picasso und Malewitsch erst eine Generation später gehen.