Königlicher Schattenstab
Verschiedene Natursteine
Insgesamt ist der Obelisk ist 10,22 Meter hoch. Ein monolithischer Pfeilerschaft von 5,40 Meter Höhe und einer Grundfläche von 1,60 x 1,60 Meter war nicht nur zur Erbauungszeit ein mächtiger Block, schwer zu beschaffen und zu transportieren. Aus diesem Grund konnte der Stein nicht waagerecht im Lager aufgestellt werden, sondern diagonal, was an der Bänderung gut zu erkennen ist.
Bereits im Zuge der Errichtung des Obelisken gab es vermutlich Probleme mit dem Marmor, denn im Kopf des Pfeilerschafts halten schwalbenschwanzartige Bronzeklammern einen Riss vorsorglich zusammen. Darüber hinaus deuten nur wenige Ausbesserungen darauf hin, dass in den zurückliegenden 228 Jahren kaum weitere Sanierungsarbeiten ausgeführt wurden. Wobei nicht zu ermitteln ist, ob diese Ausbesserungen bauzeitlich oder eine spätere Reparaturzutat sind. Klassische Sanierungsmerkmale wie Mörtelergänzungen oder Neuteile sind nicht vorhanden.
Am Obelisken wurden verschiedene Natursteine verwendet. Der Stufenbau besteht aus Sandstein, vom Basisteil bis zum Pyramidion (Spitze) folgt ausschließlich Marmor: Großkunzendorfer, Priborner und Kauffunger Marmor (alle aus Schlesien) sowie Carrara-Marmor. Die Marmorsichtflächen waren ursprünglich vermutlich poliert, so dass sich aus dem unterschiedlichen Materialeinsatz ein kontrastreiches Spiel von Farbe und Struktur ergab. Im Laufe der Zeit alterten die Flächen stark, so dass die Farbekontraste durch Rückwitterung und Verschmutzung stark zurückgingen.
Das Restaurierungskonzept sah eine behutsame Restaurierung unter Rücksichtnahme auf die vorhandene Alterung vor. Ziel war, das ursprüngliche Erscheinungsbild wieder erlebbar zu machen. Durch verschiedene Untersuchungsmethoden – z. B. Ultraschall – wurde der Zustand des Gefüges und die Lage von Rissen ermittelt, um diese fachgerecht mit Dübelstangen zu vernadeln. Verkrustungen und Verschmutzungen wurden abgenommen und ein dem Material angepasster Oberflächenschutz aufgebracht.
Zur Symbolik des Obelisken
Im Alten Ägypten zierten Obelisken die Plätze vor Tempeln. Sie wurden zu Ehren des Sonnengottes Re errichtet, stellten einen steingewordenen Sonnenstrahl dar und sollten die irdische mit der göttlichen Welt verbinden. Als Schattenstab zeigten sie den Lauf der Sonne von Ost nach West im Tagesverlauf an. Die genauen Zeiten des Sonnenauf- und
-untergangs ließen sich im Jahreszyklus beobachten und genau berechnen, ein Sinnbild für die konstante, immer wiederkehrende göttliche Ordnung. Damit standen Obelisken auch für die Königswürde und den Ursprung aller Dynastien im Alten Ägypten. Diese Interpretation verweist auch auf den Auftraggeber des Obelisken im Neuen Garten: König Friedrich Wilhelm II. von Preußen (1744-1797). Er gehörte einer Freimaurer-Loge und dem mystischen Rosenkreuzerbund an, der viele ägyptische Symbole benutzte.
Die Restaurierung der Medaillons
Zur Symbolik des Obelisken als Anzeiger des Sonnen- und damit auch des Jahreslaufs erscheinen die Jahreszeiten-Darstellungen in den Medaillons passend. Die vier männlichen Bildnisse erscheinen im strengen Profil nach rechts: ein junger Mann mit Blütenkranz (Frühling), ein weiterer mit Ährenkranz (Sommer), einer mit Weintrauben und -blättern (Herbst) sowie ein bärtiger älterer Mann mit einem kahlen Zweig als Kopfschmuck (Winter). Am Halsabschnitt der Personifikation des Herbstes fand sich während der Restaurierungsmaßnahmen die Signatur „I C WOHLER 1794 FEC“ für den Bildhauer Johann Christoph Wohler, der in Potsdam gemeinsam mit seinem Bruder Michael Christoph Wohler (1754-1802) eine Werkstatt betrieb.
Alle Medaillons waren alters- und standortbedingt verwittert. An den Vorderseiten befanden sich graue, gelbe und vor allem schwarze Flechten und Pilze, vorrangig im unterem Bereich, aber auch ockrige Verfärbungen auf Grund oxidierender Bestandteile wie Pyrit in der Gesteinssubstanz. Die Rückseiten wiesen Bereiche mit tiefgrünem biogenen Bewuchs (Algen?) auf. Teilweise gab es Risse von 1,0-2,0 Millimeter Breite und einer Länge von bis zu ca. 15,0 Zentimetern.
Die Medaillons wurden mit einem Ethylalkohol-Wasser-Gemisch behandelt, um den biogenen Befall abzutöten. Danach folgte eine Behandlung mit einer Kompresse und Eisenpaste, um Eisenverfärbungen zu lösen und dann aufzunehmen. Die Objekte wurden mit dem Heißdampfgerät sowie mittels Feinstrahlsystem (Glaspudermehl) gereinigt. Die Risse wurden durch Injektionen mit mineralischem Mikromörtel geschlossen.
2022 erfolgte dann eine Acrylharzvolltränkung (IBACH AVT80) zur Festigung des gelockerten Gefüges. Anschließend wurden formrelevante Fehlstellen (Kanten, Nase) mit Kunstharzergänzungsmasse aus Marmorsand und Marmormehl mit Acrylharz als Bindemittel ergänzt sowie stark aufgeraute Bereiche innerhalb der Flächen mit Kunstharzergänzungsmasse teilweise geschlossen. Um die Oberflächen künftig zu schützen und ein homogenes Erscheinungsbild zu erreichen, wurde eine pigmentierte Silikonharzlasur aufgebracht.
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