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„Mittelfristig streben wir die Herausbildung eines bundesweit vernetzten Kompetenzzentrums zur Restaurierung und Konservierung historischer Kulturgüter an“, erläutert Dr. Bernd Grünler, Geschäftsführer des auf Beschichtung und Funktionalisierung von Oberflächen spezialisierten Forschungsinstituts INNOVENT e. V. in Jena. Die beim „Innovationsforum Oberflächentechnik und Kulturgüter“ federführende Forschungseinrichtung war in der Vergangenheit bereits mit kulturhistorischen Themen befasst.
So gelang etwa der Nachweis, dass altitalienischen Geigen wie die Stradivaris ihre besondere Klangqualität einer speziellen calciumhaltigen Grundierung unter der eigentlichen Lackschicht verdanken, die das Steifigkeits-Masse-Verhältnis des Holzes erhöht.
Als erster Netzwerk-Partner aus dem Kulturbereich konnte die Stiftung Leuchtenburg gewonnen werden. Wie in anderen Museen und Sammlungen sind zahlreiche historisch wertvolle Artefakte in den Mauern der 800 Jahre alten Burganlage in Kahla vom Zahn der Zeit bedroht. Direktorin Dr. Ulrike Kaiser nennt als Beispiele Lochfraß an mittelalterlichen Holzstatuen, Spannungsrisse auf Gemäldeoberflächen, Feuchtigkeitsschäden an Textilfasern oder negative Folgen alter Algenschutzmittel am Sandsteingemäuer. Vom neuen Kulturgut-Bündnis erhofft sie effiziente, schonende und kostengünstige Lösungen für Erhalt und Präsentation der gefährdeten Exponate. Auch aus anderen Bundesländern haben Museen und Sammlungen bereits Interesse an der Mitarbeit signalisiert.
Als Schwerpunkte des Innovationsforums sieht Innovent neben der präventiven Konservierung und sicheren Lagerung technischer Kulturgüter auch den Schutz alter Maschinen vor Korrosion oder historischer Bauwerke vor Bewuchs und Graffiti etwa mit plasmachemischen Verfahren. Jegliche Maßnahmen müssten darauf abzielen, den aktuellen Zustand der Objekte mit möglichst minimalen Eingriffen zu stabilisieren und zu bewahren, heißt es in einem Projektkommentar. Zugleich sollten sie unbedingt reversibel erfolgen, um für spätere Jahrzehnte die Chance zur Anwendung dann neuester Forschungs- und Erhaltungstechnologien offen zu halten.
Von den geplanten Forschungs- und Kooperationsprojekten versprechen die Organisatoren sich auch nachhaltige Effekte für spezialisierte Handwerksbetriebe sowie für den Geräte- und Anlagenbau Thüringens. Langfristig soll die Arbeit des Innovationsforums von einem neuen „Zentrum für Oberflächentechnik zum Schutz von Kulturgütern“ fortgeführt werden.