Seit der Erfindung des Buchdrucks im Jahre 1440 nimmt das Buch eine herausragende Rolle in der Vermittlung von Wissen und Kunst ein. Es ist ein bedeutender Kulturträger. Buchrestauratoren erfüllen somit eine wichtige Rolle im Erhalt dieses empfindlichen Mediums und helfen Wissen über die Jahrhunderte zu erhalten.
Der Tätigkeitsbereich eines Restaurators im Buchhandwerk ist ebenso vielgestaltig wie jene Einsatzbereiche anderer spezialisierter Fachleute. Daher ist die Absolvierung eines eigenständigen Studiums notwendig. Restauratoren im Handwerk – welche den Ausbildungsweg über einen Handwerksberuf nehmen – arbeiten selten in diesem Bereich. Lediglich das Hochschulstudium Konservierung und Restaurierung vermittelt das notwendige Fachwissen zur Durchführung von Voruntersuchung und Analyse über die Methoden der Substanzerhaltung bis hin zur Dokumentation.
Bereiche der Buchrestaurierung
Ebenso wie bei anderen Fachbereichen innerhalb der Restaurierung vermögen Buchrestauratoren eine Vielzahl unterschiedlicher Objekte zu behandeln. Der Bereich der Buchrestaurierung unterteilt sich in die Fachgruppe Grafik, Archiv- und Bibliotheksgut sowie Papier- und Gewebebände. Bei der Bearbeitung von Papieren jedweder Art können auch speziell ausgebildete Papierrestauratoren hinzugezogen werden. Ebenso zählen historische Landkarten und Urkunden sowie Notenblätter zu diesem Tätigkeitsbereich. Dabei arbeitet der Restaurator nicht ausschließlich mit Papier: Er bearbeitet sowohl die Seiten im Inneren des Buches als auch den äußeren Einband. Die Seiten können aus Papier verschiedenster Qualitäten und Herstellungsverfahren sowie Pergament bestehen. Die Einbände von Büchern sind aus vielen verschiedenen Materialien wie Samt, Seide, Holz, Leder oder Metall gearbeitet worden. Anhand des Einbandes lässt sich rasch die Entstehungszeit des Buches ablesen. Bestimmte Materialien waren in unterschiedlichen Epochen in Mode. So verschieden die Materialien des Objektes sind, so stark unterscheiden sich auch die aufgetretenen Schäden und die notwendigen Verfahren zur Restaurierung.
Altersspuren sichtbar lassen oder erneuern?
Im Bereich der Restaurierung gilt es immer abzuwägen wie stark der Eingriff in die bestehende Substanz des Objektes sein sollte. In wie weit ist der Zustand mit all seinen Alterungsspuren erhaltenswert? Oder muss das Objekt wieder nutzbar gemacht werden? Für den Restaurator im Buchhandwerk wird die Unterscheidung nach dem Aufbewahrungsort getroffen: Die zu restaurierenden Bücher, Druckgrafiken oder Archivalien eines Museumsbestandes sollen zum einen für kommende Generationen erhalten werden, zum anderen sind gerade die Alterungsspuren oftmals Teil der Präsentation. Hingegen ist es Aufgabe eines Restaurators von Bibliotheksbeständen diese wieder nutzbar zu machen.
Wann sollte ein Buch oder eine Grafik restauriert werden?
In Museen und Bibliotheken werden die Bestände regelmäßig gesichtet. Die Aufgabe der Buchrestauratoren ist es in einer Voruntersuchung festzustellen, ob das Objekt behandelt werden muss. Im Zusammenhang mit der Präsentation dieser wichtigen Kulturgüter spielen auch technische Neuerungen im Bereich Auslichtung und Aufbewahrung eine große Rolle. Für eine Bibliothek steht die Nutzbarkeit des Objektes an oberster Stelle. Restaurierungen und präventive Schutzmaßnahmen werden hier häufiger durchgeführt. Ob eine Restaurierung als notwendig erachtet wird ist im privaten Bereich eng mit dem sentimentalen Wert des Objektes verbunden: Ein geerbtes Lexikon oder ein oft mit der Großmutter bespieltes Tischspiel wird womöglich als sehr erhaltenswert eingestuft. Die Vorstellung des Buches oder Kulturgegenstandes bei einem Buchrestaurator lohnt sich in jedem Fall. Die erstellte Analyse liefert interessante Fakten zu Alter und Herkunft und eben jenem Erhaltungszustand.
Typische Schäden und Ihre Ursachen
- Mechanische Schäden, Verformungen, Knicke, Falten und Risse zB. durch Abnutzung oder Transport
- Verschmutzungen durch unsachgemäße Lagerung
- Wasserschäden zB. durch Löschwasser bei Bränden oder Überflutungen
- Brandschäden durch direktes Feuer oder indirekt durch Rauch- und Gaseinwirkung
- Schimmelbefall zB. durch Luftfeuchtigkeit oder Wasserschäden
- Tintenfraß durch Eisen- oder Kupfersulfate in der Tinte
- Verfärbungen durch ungeeignete Klebstoffe oder Licht
- Fraßschäden durch Schädlinge, zB. Wurmfraß oder Insektenbefall
- Säureschäden durch säurebildende Stoffe im Papier
- Die Austrocknung kann bei Siegeln eine weitere Gefahr darstellen.
Typische Materialien der Buchrestaurierung
- Verschiedene Sorten von Papier für Ergänzungen, Papierkaschierungen zB. mit Japanpapier
- Pergament, Pergamentspänen und Pergamentfasern für Ergänzungen
- Leder für Ergänzungen von Ledereinbänden
- Gewebe und Stoffe für Ergänzungen von Gewebeeinbänden
- Metall-Beschläge für Einbände
- Tierische Leime und säurefreie Klebstoffe für Verklebungen, zB. Hausenblasenleim
- Methylcellulose zum Nachleimen, zB. Kaschierungen mit Japanpapier
- Ethylalkohol zur Desinfizierung
- Isopropanol zur Sprühdesinfektion
- Spezieller Bienenwachs bei der Siegelrestaurierung
- Schutzverpackungen für Transport und Lagerung
Typische Werkzeuge und Techniken der Buchrestaurierung
- Trockenreinigung mit Pinsel, Bürsten und Schwämme
- Nadel und Faden für Einbände
- Skalpelle und feine Messer zB. zum Entfernen von älteren Kaschierungen
- Vakuumtische für das Glätten von mechanische Schäden, zB. Knicke, Falten
- Gefriertrocknungsanlagen zur Trocknung bei Wasserschäden
- Reinigungsmaschinen zur Entfernung von Schmutz und Staub
- Entsäuerungsmaschinen mit Entsäuerungslösung zur Entsäuerung
- Gammabestrahlung zur Zerstörung von Schimmel und Keimen
- Digitalisierung für Dokumentation von Vor-, Zwischen- und Endzuständen, für Reprints oder Nachbildungen (Faksimile)
- Atemmasken, Schutzhandschuhe und Arbeitskleidung als Arbeitsschutz
Ablauf einer Buchrestaurierung
Zunächst sichtet der Fachmann sorgsam das Objekt. Analysiert werden die verwendeten Materialien – innen sowie außen – und das Herstellungsverfahren. Anhand dessen lassen sich Herkunft und Alter des Buches ablesen. Anschließend entscheidet der Auftraggeber ob eine Behandlung seines Objektes durchgeführt wird. Dem Restaurator stehen verschiedene, meist technisch ausgefeilte Verfahren zur Verfügung. Diese reichen von der Gefriertrocknung bei Wasserschäden bis hin zur Schimmelpilzbeseitigung mit chemischen Substanzen oder Gammabestrahlung. Auf Wunsch kann auch eine Digitalisierung des Inhaltes vorgenommen werden.
Bücher selbst restaurieren?
Von einer Behandlung durch Laien ist dringend abzuraten. Papier stellt ein sehr fragiles Ausgangsmaterial dar und bedarf einer sorgsamen Bearbeitung. Zudem verfügen ausschließlich Fachleute über die notwendigen Substanzen, Geräte und Techniken. Bei einer unsachgemäßen Restaurierung besteht die Gefahr, dass die Substanz des Werkes zunehmend beschädigt oder irreparabel zerstört wird. Schäden durch Wasser und zu hohe Feuchtigkeit stellen die häufigste Beschädigung bei Büchern dar. Oft bestehen dann zusätzlich auch Schimmelschäden durch Schimmelpilze. Eine Behandlung ohne Schutzausrüstung kann beim Laien zu massiven gesundheitlichen Schäden führen.
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