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Der verheerende Brand in der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek

Im Jahr 1691 gründete Herzog Wilhelm Ernst die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar. Ihren Namen erhielt diese allerdings erst 1991 zu ihrem dreihundertjährigen Jubiläum, benannt nach ihrer größten Förderin.

 

Es handelt sich hierbei um eine Forschungsbibliothek für Literatur- und Kulturgeschichte mit einem Schwerpunkt auf die deutsche Literatur. Als am 2. September 2004 im Dachstuhl des Hauptgebäudes ein Brand ausbrach, gingen von dieser beeindruckenden Sammlung 50.000 Bände und 35 Gemälde verloren.

Ein Rückblick – was geschah?

Scheinbar verursachte eine defekte Kabelverbindung den Brand im September 2004. Dieser sorgte dafür, dass der Dachstuhl binnen kurzer Zeit in Flammen stand. Erst nach Stunden konnte die Feuerwehr ihn löschen. Bis dahin hatte das Feuer sich bis zum Rokokosaal im zweiten Geschoss durchgefressen. Während der Löscharbeiten konnten Helfer bereits 28.000 Bücher retten. Noch in der Nacht bildeten Bürger aus Weimar sowie die Feuerwehr eine Menschenkette und bargen weitere Bände aus den Trümmern. Augenzeugen berichteten, dass es über zwölf Stunden Reste verbrannter Buchseiten über die Stadt regnete. Zum Zeitpunkt des Brandes beherbergte die Bibliothek über 196.000 Bücher im historischen Gebäude. Weitere 800.000 befanden sich in Außenmagazinen.

Welche Bücher gingen verloren?

Unversehrt konnten Helfer 28.000 Bücher aus dem Rokokosaal bergen, weitere 118.000 Bände waren beschädigt und 50.000 vollständig verbrannt. Die zerstörten Exemplare versuchen die Mitarbeiter der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek nun zu ersetzen. Darunter befinden sich einige aus kulturgeschichtlicher Sicht einmalige Buchbestände. Dazu gehören die herzogliche Musiksammlung sowie Musikalien aus dem historischen Bestand. Einige davon lagen in handschriftlich verfasster Form vor oder als seltene Drucke. Dementsprechend kompliziert gestaltet sich die Wiederbeschaffung, da unersetzbare Einzelstücke darunter waren, teilweise handgebunden und mit Anmerkungen wichtiger Gelehrter an den Rändern versehen. Immerhin 10.000 dieser Bände ließen sich auf dem Antiquariatsmarkt wiederbeschaffen. Ein großer Teil der Bibelsammlung fiel ebenfalls den Flammen zum Opfer. Experten schätzen den Schaden auf mindestens 67 Millionen Euro.

Wie stark wurden weitere Bücher beschädigt?

Etwa 56.000 der beschädigten Bücher wiesen Ruß-, Rauch- und Schadstoffbelastungen auf. Das Löschwasser und die Hitze verursachten bei 62.000 Bänden leichte bis nicht mehr behebbare Defekte. Insgesamt sprechen Experten von sieben Millionen Einzelblättern, die Schaden nahmen. Schwierige Aufgaben kamen somit auf die Restauratoren zu, die mittlerweile eine Million Seiten wieder restaurieren konnten. Insgesamt sind es 1,5 Millionen Blätter, die von diesen sogenannten Aschebüchern zur Restaurierung gegeben wurden. Dass dieser Prozess sich so schnell gestaltete, ist aus vielerlei Hinsicht beeindruckend. Bis zum Zeitpunkt des Brandes stand keine Methode zur Verfügung, die es ermöglichte, in solch großen Mengen historische Papiere wiederherzustellen.

Der Prozess der Restaurierung

In Anbetracht dessen musste zunächst eine Möglichkeit erarbeitet werden, dermaßen viele historische Bände zu restaurieren. Dafür hielten Experten 2008 eine Fachwerkstatt ab, in der Günter Müller die Kompressionskassette entwickelte. Dieses Konzept ist einzigartig auf der Welt und die Klassikstiftung Weimar ließ es patentieren. Bei dem Verfahren stapeln die Restauratoren Seiten einzeln in einen vergitterten Kasten aus Metall. Ein Polstervlies trennt die einzelnen Blätter, ein Wasserbad reinigt sie von Brandrückständen und Säureresten. Danach füllt ein Faserbrei bei der Anfaserung die zerstörten Seitenränder bis zum ursprünglichen Buchformat auf. Sogenanntes Japanpapier stabilisiert die Seite abschließend. Diese Technik ermöglicht eine Restaurierung von 60.000 Blättern pro Jahr. Insgesamt sind 27 europäische Werkstätten in dem Prozess involviert.

Sanierung und Brandschutzkonzepte

Nicht nur die Bücher, sondern auch das historische Gebäude der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek nahm durch den Brand schaden. Hierbei zerstörten und beschädigten Flammen und Löschwasser Teile der Bausubstanz. Bei den wiederherstellenden Bauarbeiten lag das Augenmerk ebenso auf ein entsprechendes Brandschutzkonzept. Es beinhaltet eine Brandfrüherkennung, die eine Meldung direkt an die Feuerwehr weiterleitet, was damals nicht vorhanden war. Außerdem gibt es nun eine Trennung zwischen den einzelnen Bereichen des Gebäudes. Diese sollen verhindern, dass die Flammen bei einem erneuten Brand auf weitere Zimmer übergreifen. Nach einem langen Streit mit der Versicherung zahlte diese lediglich fünf Millionen Euro für die verursachten Schäden. Es gab Unklarheiten zur Zuständigkeit, die eine gerichtliche Auseinandersetzung zufolge hatten.

Weiterführende Informationen:




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