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Farben und Putze in der Denkmalpflege

Bei der Sanierung historischer Gebäude gibt es nicht nur bei der Gestaltung, sondern auch bei der Auswahl der Materialien einige wichtige Grundsätze zu beachten. Ähnlich wie bei der Verwendung passender Hölzer im Fachwerk und passender Steine und Ziegel im Fassaden- und Dachbereich müssen auch die Putze und Farben mit Bedacht und Sachkenntnis ausgewählt werden. Insbesondere gilt dies natürlich im Denkmalschutz.

 
  1. Welche Putze gibt es in der Denkmalpflege?
  2. Welche Farben werden in der Denkmalpflege eingesetzt?
  3. Warum sind natürliche Putze und Farben bei alten Häusern so wichtig?
  4. Warum sollte man keine Zementputze in alten Fachwerkbauten verwenden?
  5. Romoe – Ihr Netzwerk mit Ansprechpartnern in der Denkmalpflege

Welche Putze gibt es in der Denkmalpflege?

Der klassische Kalkputz besteht aus gelöschtem Kalk, der nach der Verarbeitung an der Luft erhärtet. Allerdings hat er den Nachteil, dass er weder besonders wasser- noch frostbeständig ist. Daher werden ihm im Allgemeinen hydraulische Bindemittel beigesetzt, welche dem Kalk durch die eingebundene Kieselsäure hydraulische Eigenschaften verleihen. Das bedeutet, es findet eine Umwandlung in wasserunlösliches Calziumsilikat statt.

Welche hydraulischen Bestandteile, sogenannte Puzzolane, kommen also in Frage? Es sind tuffartige Stoffe wie zum Beispiel „Trass“ und „Santorin Erde“ und andere poröse Gesteinsarten, welche dann zum sogenannten Trasskalk verarbeitet werden.

Welche Farben werden in der Denkmalpflege eingesetzt?

Aber nicht nur die Putze, auch die Farben benötigen eine andere Zusammensetzung als in der modernen Gebäudemodernisierung. Nicht nur der Farbton ist im Denkmalschutz ein anderer als in der modernen RAL Farbpalette der industriell hergestellten Farben. Insbesondere ist es die Rezeptur, also die Zusammensetzung und die Inhaltsstoffe der Farben, welche stark von den heutzutage gebräuchlichen Farben abweicht.

Im Denkmalschutz werden ausschließlich Farben aus natürlichen Inhaltsstoffen eingesetzt.

Woraus besteht eine Farbe? Es sind drei Komponenten, aus der eine Farbe gemischt wird: Das Pigment, welches den Farbton erzeugt, das oder die Bindemittel, welche die Pigmente an sich binden, und das Lösemittel, bei natürlichen Farben ist dies in erster Linie Wasser und eventuell Öle.

Grundsätzlich unterscheiden wir im Denkmalschutz zwischen drei verschiedenen Farbsystemen: Kalkfarben, Kaseinfarben und Silikatfarben. Sie tragen ihren Namen nach den unterschiedlichen Bindemitteln: Es gibt kalkgebundene Farben, quarkgebundene (Kasein-) Farben und wasserglasgebundene Silikatfarben. Reine Kalkfarben, Kaseinfarben sowie die Mischform Kalk-Kaseinfarbe finden fast nur im Innenbereich Anwendung, während die Silikatfarben durch ihre hohe Standfestigkeit im Fassadenbereich eingesetzt werden können. Sie verkieseln chemisch mit dem Untergrund (Kalkputz oder Naturstein) und bleiben dennoch diffusionsoffen, anders als industrielle Dispersionsfarben.

Warum sind natürliche Putze und Farben bei alten Häusern so wichtig?

Es sind bei weitem nicht nur ästhetische Gründe, welche dafür sprechen, in der Denkmalpflege keine industriellen Produkte anzuwenden. Denn auch von ihren physikalischen Eigenschaften sind diese Materialien nicht für historische Gebäude geeignet. Im Gegenteil, industrielle Putze und Farben können sogar großen Schaden anrichten! Durch ihre synthetischen Bestandteile wie Acrylharze und Kunststoffe bilden sie eine luftundurchlässige Schicht auf dem Untergrund, welche innerhalb weniger Jahre Wände aus Lehm und ganze Holzbauteile durch Fäule zerstören und sogar altem Mauerwerk unwiederbringlichen Schaden zufügen kann.

Aber auch rein konstruktiv sind moderne Putze und Farben bei alten Häusern ungeeignet. Historische Bauwerke folgen anderen konstruktiven Regeln als moderne Gebäude. Alte Fachwerkhäuser zum Beispiel bestehen aus einem in sich flexiblen und „beweglichen“ Holzfachwerk, welches dann nur durch die sogenannten Ausfachungen stabilisiert wird. Diese bestehen entweder aus Lehm, und zwar einer Lehm-Stroh-Mischung oder Lehmziegeln, oder aus alten Ziegelsteinen. Dennoch ist die Gesamtkonstruktion niemals „starr“ wie ein modernes Haus, sondern immer kleinen Bewegungen und dem Schwindverhalten des Holzes ausgesetzt. Dies führt zu Schwundrissen in starren Zementputzen und zur Blasenbildung bei industriellen Fassadendispersionen.

Warum sollte man keine Zementputze in alten Fachwerkbauten verwenden?

Es ist nicht empfehlenswert, Zementputze in alten Fachwerkbauten zu verwenden, da sie nicht mit den historischen Baustoffen und -techniken kompatibel sind. Zementputze sind im Vergleich zu traditionellen Putzmaterialien wie Lehm- und Kalkputz sehr hart und starr. Das bedeutet, dass sie nicht in der Lage sind, Feuchtigkeit zu regulieren oder sich an natürliche Bewegungen des Gebäudes anzupassen, was im Laufe der Zeit zu Rissen und Schäden am Mauerwerk führen kann.

Darüber hinaus sind Zementputze oft weniger atmungsaktiv als traditionelle Putzmaterialien. Wenn sie auf historischen Gebäuden verwendet werden, können sie dazu führen, dass Feuchtigkeit im Mauerwerk eingeschlossen wird, was zu Schimmelbildung und anderen Feuchtigkeitsproblemen führen kann.

Aus diesen Gründen wird empfohlen, bei der Restaurierung von historischen Fachwerkbauten traditionelle Putzmaterialien wie Lehm- und Kalkputz zu verwenden, die sich bewährt haben und eine natürliche Feuchtigkeitsregulierung unterstützen.

Romoe – Ihr Netzwerk mit Ansprechpartnern in der Denkmalpflege

Wie Sie sehen, gibt es gute Gründe, bei der Sanierung Ihres historischen Gebäudes bei der Auswahl der Putze und Farben mit viel Bedacht vorzugehen. Aber außerdem ist eine detaillierte Sachkenntnis der Bauphysik und alter Baustoffe notwendig, um in jedem Einzelfall genau das richtige Putzsystem und Farbsystem auszuwählen.

Unsere Experten in Restaurierung beraten Sie mit professioneller Fachkenntnis und helfen Ihnen, die richtigen Materialien für Ihr Sanierungsprojekt zu finden. Vertrauen Sie unserem Netzwerk von Restauratoren und Denkmalpflegern, um eine bauphysikalisch und baubiologisch perfekte Lösung mit Ihnen zu erarbeiten.




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