Als Bezeichnung für einen transparenten Überzug auf Gemälden verwendet man das Wort „Firnis“ erst seit vergleichsweise kurzer Zeit – es hat über die Jahrhunderte etliche Bedeutungsverschiebungen erfahren.
Was ist Firnis? Seit wann wird es verwendet?
Der Name „Firnis“ leitet sich vom französischen Wort „vernis“ für „Lack“ ab und bezeichnet heute die transparente, schützende Zwischen- oder Schlussschicht auf vielen Gemälden und Artefakten. Je nach Technik und Anwendungsgebiet weichen die Bestandteile leicht voneinander ab – es gibt Firnisse auf Basis von Leinöl, Terpentinöl, Harz oder Alkohol.
Der Ursprung des Wortes „vernis“ kommt wahrscheinlich von der Ortsbezeichnung „Berenike, eine Stadt im heutigen Libyen, aus der in der Antike Sandarak, das erste zu Lack verarbeitete Harz, importiert wurde. In den darauffolgenden Jahrhunderten bezeichnete das Wort lange Zeit alle Farben, die, pigmentiert oder transparent, einen harten, glänzenden Überzug bildeten, meist durch enthaltene Harze. Noch im 18. Jahrhundert zählte man auch Überzüge auf Wasserbasis dazu, etwa mit Gummi arabicum oder Hautleim, mit denen zum Beispiel Kohle- oder Pastellzeichnungen fixiert wurden.
Erst im 19. Jahrhundert fand im Deutschen eine Bedeutungsverschiebung in Richtung eines klaren Schutzüberzugs vor allem auf Kunstwerken statt, wohl aufgrund der vermehrten Nutzung von Schellack, der als Überzug für Möbel, aber auch auf Gemälden diente. Auch das Wort „Vernissage“ ist damit verwandt – der Termin, zu dem der Schlussfirnis auf vielen der ausgestellten Gemälde noch frisch war.
Bestandteile und Eigenschaften
Auf traditionellen Ölgemälden besteht der Firnis meist aus Leinöl, vermischt mit gelöstem Dammar- oder Mastixharz. Schellack wurde manchmal zum Fixieren von Kohle- oder Pastellzeichnungen verwendet. Andere Arten sind etwa in Terpentinöl gelöste Harze (zum Beispiel Dammar) oder Wachse (etwa Bienenwachs) – Dammar verleiht den Gemälden eine hohe Farbbrillanz, Tiefe und starken Glanz, Bienenwachs eine seidenmatte Oberfläche. Je nach Bedarf können beide in unterschiedlichen Anteilen miteinander vermischt werden.
Heute existieren auch Firnisse aus Kunstharzen, die sich mitunter durch bessere Eigenschaften auszeichnen – noch höhere Transparenz, Härte und Widerstandsfähigkeit gegen Schwankungen in Temperatur und Feuchtigkeit. Ihre Eigenschaften über einen langen Zeitraum hinweg können jedoch momentan noch nicht beurteilt werden, weshalb sie in der Restaurierung mit äußerster Vorsicht und nur selten zum Einsatz kommen.
Als Zwischenfirnis begegnet Firnis dem häufigen Problem, dass die Grundierungsschichten alle Bindemittel der mittleren Schichten aufsaugen und so deren Erscheinungsbild verfälschen – Firnis kann diesen Effekt ausgleichen und die Farbbrillanz wiederherstellen. Als Schlussfirnis verleiht er den Farben Tiefe und der Gemäldeoberfläche einen starken Glanz; die Oberfläche wird bis zu einem gewissen Grad wasser- und schmutzabweisend. Man glaubte früher zudem, dass er helfe, Krakeluren vorzubeugen – diese Annahme ist jedoch mittlerweile widerlegt.
Schellack auf Holzmöbeln
Schellack ist ein transparentes, farblos-gelbliches bis rotes Harz, das, in Alkohol gelöst, als Schutzschicht auf glatte Holzoberflächen aufgetragen werden kann. Er färbt das Holz leicht ein, verleiht der Maserung optische Tiefe und macht die Oberfläche wasserabweisend, sodass sie feucht abgewischt werden kann. Besonders beliebt war er im Barock und im Biedermeier, als oft besonders schön gemaserte Hölzer etwa aus Nussbaum, Wurzelhölzer o.ä. verwendet wurden – ein Überzug aus Schellack brachte die Maserung noch mehr zur Geltung.
Denkmalschutz und Restaurierung
Im Bauwesen und Denkmalschutz steht das Wort „Firnis“ für einen Schutzanstrich aus gekochtem Leinöl oder auf Leinölbasis, zum Beispiel auf Holzbalken an Fachwerkhäusern, Fensterläden und Türen – diese Schicht ist jedoch nicht notwendigerweise transparent, sondern kann eingefärbt oder pigmentiert sein.
Im Bereich Restaurierung spielt häufig eine Rolle, dass Firnis mit den Jahren stark nachdunkelt und das Erscheinungsbild alter Gemälde beeinträchtigt. Daher ist es häufig der erste Schritt bei einer Gemälderestaurierung, alten Firnis mittels eines in Alkohol (Isopropanol oder Ethanol) getränkten Wattestäbchens anzulösen und zu entfernen. Nach der Restaurierung wird dann ein neuer Schlussfirnis aufgetragen.