Im Bereich Denkmalschutz und Restaurierungsmaßnahmen existieren in Deutschland länder- und themenübergreifende Förderprogramme. Diese gliedern sich in Fördermittel vom Bund und von den Ländern.
Wir geben Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Programme und Institutionen.
- Hintergrund und Bedeutung der Förderprogramme
- Geschichte der Denkmalpflege
- Förderprogramme in Deutschland
- Weitere regionale Förderprogramme
- Überregionale und internationale Förderprogramme
Hintergrund und Bedeutung der Förderprogramme
Bau-, Boden- und Gartendenkmale sind Teil der kulturellen und sozialen Entwicklung einer Gesellschaft. Daher widmen sich die denkmalschützenden Institutionen Ihrer Erhaltung, einschließlich aller ihrer geschichtlichen Veränderungen, und versuchen sie in bestmöglicher Weise als Erbe für gegenwärtige und zukünftige Generationen zu erhalten. Da dies fast immer mit erheblichen finanziellen Investitionen verbunden ist, wurden in vielen Ländern Förderprogramme ins Leben gerufen.
Auf diese Weise werden auf regionaler und bundesweiter Ebene, je nach Bedeutsamkeit des Monumentes, verschieden große Fördermittel zur Verfügung gestellt, um sowohl öffentliche als auch private Denkmäler vor der Zerstörung durch Witterungsschäden oder gar vor dem Abriss zu bewahren. Auf diese Weise wird aber auch vermieden, dass unsachgemäße Maßnahmen mehr Schaden als Nutzen anrichten und originale Substanz unwiederbringlich verloren geht.
Geschichte der Denkmalpflege
Die Erhaltung von Denkmälern hat bereits eine längere Tradition, als man vielleicht vermuten würde. Bereits im Jahre 1662 wurde in Schweden das erste Denkmalschutzgesetz Europas erlassen, kurze Zeit später begann das Land mit der wissenschaftlichen Inventur von Denkmälern.
In Deutschland wurden Anfang des 19. Jahrhunderts zunächst im Landkreis Köln die Bodendenkmäler durch ein Amt geschützt. Etwa hundert Jahre später wurde im Jahre 1902 in Hessen das erste moderne Denkmalschutzgesetz verabschiedet. Dennoch sollte es noch bis in die Siebziger Jahre dauern, bis sich der Denkmalschutz flächengreifend durchsetzte. Das Europäische Denkmalschutzjahr im Jahre 1975 wird von vielen als der Beginn eines neuen Denkmalpflege-Bewusstseins angesehen.
Neben der Information über die verschiedenen Förderprogramme ist es für den Interessierten und Antragsteller wichtig, zu wissen, wie der Denkmalschutz in Deutschland organisiert ist. Verschiedene Organe auf Landes- und Kommunalebene haben spezielle Aufgabenbereiche und fungieren als Ansprechpartner für die unterschiedlichen Entscheidungen.
Oberste Denkmalschutzbehörde
Als oberster Entscheidungsträger eines Bundeslandes hat die Oberste Denkmalschutzbehörde meistens in Ministerien der Landesregierungen Ihren Sitz. In erster Linie ist es die Legislative, der Erlass von Gesetzen und Verwaltungsvorschriften, sowie die Verwaltung der jährlichen Fördermittel, welche von ihr kontrolliert wird. Dagegen ist sie nicht direkt für Antragsteller zuständig.
Die Höheren Denkmalschutzbehörden
Diese fungieren quasi als Bindeglied und Vermittler zwischen der Obersten Denkmalschutzbehörde und den Unteren Denkmalschutzbehörden. Insbesondere wenn es zu Meinungsverschiedenheiten über den Erhalt oder Abriss eines Baudenkmals oder historischen Gebäudes gibt, greift diese auf Bezirksebene angesiedelte Behörde ein, um eine Entscheidung herbeizuführen.
Die Unteren Denkmalschutzbehörden
Auf kommunaler Ebene finden sich schließlich die Unteren Denkmalschutzbehörden. Diese sind immer der Ansprechpartner für alle Bauherren und Planer einer Sanierungsmaßnahme eines denkmalgeschützten Gebäudes. Einerseits haben sie beratende Funktion, um Interessierte alle Informationen für Sanierungen an die Hand zu geben. Andererseits erfüllen sie aber auch die wichtige Aufgabe, Verstöße gegen den Denkmalschutz zu ahnden und vom Verfall bedrohte Denkmäler zu retten. Dafür stellen sie Eigentümern Fördermittel aus dem Topf der Landesregierung zur Verfügung.
Obwohl die Denkmalschutzbehörden von vielen Bauherren eher als Last und Einschränkung bei der Gestaltung des eigenen Gebäudes angesehen wird, sind sie ganz im Gegenteil dafür gedacht, Sie bei einer anstehenden Sanierung informativ und finanziell zu unterstützen. Insbesondere häufige Fehler bei der Modernisierung, welche anschließend zu Substanzschäden und kostenintensiven Reparaturen führen können, werden bei Einhaltung der Empfehlungen des Amtes zuverlässig vermieden.
Auf diese Weise versteht sich die Denkmalschutzbehörde als Partner und Förderer für den interessierten Denkmalbesitzer.
Förderprogramme in Deutschland
Eine erste gute Übersicht bietet Ihnen die Förderdatenbank für Bund, Länder und EU. Über themenbezogene Suchfilter und Postleitzahlensuche haben Sie Zugang zu vielen Programmen, jeweils mit der Klärung, wer und was gefördert wird. Sowohl allgemein der Erhaltung und Pflege von Kulturdenkmalen und „national wertvollen Kulturdenkmälern“ als auch thematisch spezielle Programme wie zum Beispiel der „Förderung von Schmalspurbahnen“ sind hier zu finden. Neben Fonds für Hauptstädte und Denkmalförderung gibt es auch Fonds für die „nachhaltige Dorfentwicklung“ im ländlichen Bereich, unter die auch historische Bauwerke im ländlichen Kontext fallen.
Kunst- und Kulturförderung der Bundesregierung
Im Grundgesetz ist geregelt, dass die Kunst- und Kulturförderung hauptsächlich von Ländern und Gemeinden getragen wird. Nur ein relativ kleiner Prozentsatz der Fördermittel liegt in Bundeshoheit, dies sind Monumente von nationaler Bedeutung. Dazu gehören Stiftungen, Bibliotheken und staatliche Archive. Ganz besonders natürlich fallen darunter auch Museen, aber auch Ausstellungen von nationaler oder internationaler Bedeutung. Dabei sind alle Bereiche der Kunst und Kultur eingeschlossen, also nicht nur Bauwerke und Monumente, sondern auch Musik, Literatur, Theater und bildende Kunst.
www.bundesregierung.de/../kunst-kulturfoerderung
Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM)
Nicht nur Denkmäler und Kunstwerke sind dem Verfall durch Umwelteinflüsse ausgesetzt, sondern auch historische Handschriften und Bücher. Insbesondere Feuchtigkeit und chemische Prozesse können diese Zeugen der Geschichte für immer zerstören. Daher wurde das Sonderprogramm zum Erhalt des schriftlichen Kulturguts in Deutschland ins Leben gerufen. Sowohl einzelne Sammlungen als auch Sammelanträge mehrerer Institutionen werden gefördert, um durch geeignete Verfahren wie Reinigung, Trocknung, Entsäuerung, Verpackung und Restaurierung bereits geschädigter Sammlungen wertvolles Schriftgut zu erhalten.
Die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) fördert, koordiniert und optimiert den Erhalt schriftlicher Originale und trägt damit wesentlich zur Sicherung unseres kulturellen Gedächtnisses bei.
Ernst von Siemens Kunststiftung (EvSK)
Diese Stiftung hat sich der Förderung von kunsthistorisch relevanten Exponaten, Ausstellungen und Werkverzeichnissen verschrieben. Da in Museen und öffentlichen Sammlungen sehr oft selbstständige Restauratoren tätig sind, sollen durch entsprechende Fördermittel ihre Arbeitsfelder gesichert werden. Ganz besonders gilt dies aktuell natürlich für alle von der Corona-Krise betroffenen Projekte, die Sparmaßnahmen zum Opfer fallen. Hier fangen Fördermaßnahmen teilweise die betroffenen öffentlichen Museen und Sammlungen auf.
www.ernst-von-siemens-kunststiftung.de
Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD)
Auf eine stolze Liste von weit über 5000 geförderten Baudenkmalen kann die Deutsche Stiftung Denkmalschutz seit ihrer Gründung im Jahre 1985 bereits zurückblicken. Sie ist die größte private Initiative für Denkmalschutz, mit Spenden von über 200.000 Förderern. Von archäologischen Stätten bis hin zu technischen Denkmälern aus der Neuzeit reicht das Portfolio der geförderten Projekte, und jährlich kommen etwa 500 neue dazu. Ihre Webseite bietet einen Überblick über alle bereits bezuschussten Denkmale, katalogisiert in einer Landkarte, und gibt hilfreiche Informationen für Interessierte, sei es für die Beantragung von Fördermitteln oder für die Registrierung als Spender.
Kulturstiftung der Länder
Ein Förderprogramm, dass sich ausschließlich der Restaurierung von national oder überregional wertvollem Kulturgut in Museen widmet, ist die 1988 gegründete Kulturstiftung der Länder. Oft kommt es vor, dass in den Depots der Museen Kunstwerke gelagert werden, die aufgrund ihres schlechten Erhaltungszustandes nicht ausgestellt werden können oder dürfen. In diesem Falle stellt die Kulturstiftung Fördermittel bereit, um eine fachgerechte Instandsetzung zu ermöglichen. Die Stiftung schließt den Freundeskreis Restaurierungsvorhaben ein. Detaillierte Informationen zur Antragstellung beider Instanzen bietet die Webseite.
Das Äquivalent für die deutsche Hauptstadt ist der Kulturförderpunkt Berlin, der neben der Wiederherstellung von archivierten Kunstwerken auch kulturelle Events, Kulturschaffende, Künstler und Vereine der Kulturszene fördert. Teilweise wird das Projekt mit europäischen Mitteln aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.
Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste (DZK)
Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg ist in Deutschland zentraler Ansprechpartner zu Fragen unrechtmäßig entzogenen Kulturguts. Durch die finanzielle Förderung von Forschungsprojekten ermöglicht das Zentrum, die Geschichte von Kulturgütern zu erforschen. Es fördert die Provenienzforschung unter anderem über finanzielle Zuwendungen.
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Aufgabe der Bundesstiftung ist es, Vorhaben zum Schutz der Umwelt unter besonderer Berücksichtigung der mittelständischen Wirtschaft zu fördern. Im Bereich der Projektförderung gibt es das Förderthema: Bewahrung und Sicherung national wertvoller Kulturgüter vor schädlichen Umwelteinflüssen.
Förderfähig sind zB. die Erarbeitung von Strategien und Konzepten zur präventiven Konservierung, Sicherung und Bewahrung sowie Wartung und Pflege national wertvoller Kulturgüter und historischer Kulturlandschaften.
Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH)
Das Programm für kleine und mittlere Unternehmen fördert die Beratung von Angehörigen der freien Berufe, also auch der Berufszweige, die im Denkmalschutz und im Restaurierungsbereich tätig sind. Der Verband stellt seinen Mitgliedern Informationen zu den angebotenen Beratungsprogrammen und Fördermitteln zur Verfügung.
Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege
Ebenfalls an Denkmalschutz-Handwerker richtet sich eine weitere Initiative für die im Restaurierungsbereich tätigen Berufsgruppen. Jährlich werden in zwei Bundesländern in Kooperation mit dem ZDH Preise für besonders qualitätsvolle Arbeiten in Sanierungsprojekten ausgeschrieben. Dieser Preis soll nicht nur die ausführenden Unternehmen, sondern auch die privaten Denkmaleigentümer motivieren, auf eine besonders gute, denkmalschutzgerechte Ausführung bei der Sanierung zu achten.
Weitere regionale Förderprogramme
Bayern
Der Kulturfonds Bayern fördert kulturelle und private Projekte in Bayern und umfasst zum Beispiel die Museumsarbeit, aber auch zeitgenössische Kunst und Kultur. Dagegen widmet sich die Baudenkmal-Stiftung München ausschließlich historisch bedeutenden Projekten im Denkmalschutzbereich in der bayrischen Landeshauptstadt.
Berlin
Gleich zwei wichtige Institutionen kümmern sich, neben weiteren Stiftungen, um die Baudenkmäler im Kreis Berlin und Potsdam. In der Hauptstadt organisiert der Masterplan Museumsinsel Berlin den Erhalt der wertvollen Baudenkmale und Museensammlungen. Sowohl die Deutsche Bank Stiftung als auch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz stellen Fördermittel zur Verfügung.
Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) fördert das umfangreiche Erbe an historischen Gebäuden und Schlössern in Preußen, wie zum Beispiel die weitläufigen Schloss- und Parkanlagen in Potsdam.
Nordrhein-Westfalen (NRW)
Regionale Förderprogramme des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützen die Arbeit der Restauratoren durch Fördermittel. Dazu gehört zum Beispiel das Restaurierungsprogramm Bildende Kunst, welches die permanent notwendigen Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen der Museen und Sammlungen in NRW fördert.
Auch die Plattform für bildende Kunst fördert Ausstellungsprojekte und Ankäufe von Kunstwerken durch Museen. Außerdem werden Restaurierungsmaßnahmen finanziell unterstützt. Die Einrichtung richtet sich nicht nur an Institutionen und Kunstvereine, sondern auch an Einzelpersonen.
Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) bietet mit seinem Fachbereich Regionale Kulturarbeit ein Instrument zur Förderung von Kulturprojekten. Insbesondere regionale Kulturprogramme und der ländliche Raum werden vom Kommunalverband abgedeckt.
Vorwiegend an Jugendliche und Berufseinsteiger richtet sich die GEW Stiftung Köln mit Förderungen zur Chancengleichheit beim Start ins Berufsleben.
Niedersachsen
Die Volkswagen-Stiftung in Hannover investiert Fördergelder in verschiedene Forschungsprojekte, Geistes- und Kulturwissenschaften. Nähere Infos bietet ihre Webseite.
Überregionale und internationale Förderprogramme
Auch auf europäischer Ebene existieren zahlreiche Institutionen, welche sich dem Erhalt von Denkmälern verschrieben haben, um unser wertvolles Kulturerbe zu erhalten und die erheblichen Sanierungskosten zu fördern.
Das Rahmenprogramm der Europäischen Union organisiert verschiedene internationale Förderprogramme zur Vereinheitlichung regionaler Behörden im Kultur- und Denkmalschutzbereich. In Holland widmet sich der Prince Claus Fund dem Erhalt und der Förderung von Kultur, während andere Programme wie zum Beispiel Living Heritage oder Conservation Awards eher auf einen verantwortungsvolleren Umgang mit der Umwelt und der Natur abzielen.
Im Bereich der Ausbildungsförderung fördert das Getty Stipendien-Programm weltweit begabte Aspiranten im Bereich der visuellen Künste und Photographie.