Gouachefarben und Gouachemalerei

Geschichte, Herstellung und Anwendung von Gouachefarbe

Gouachefarbe, als preiswertes Material häufig für Studien und Entwürfe verwendet, überrascht durch seine Vielseitigkeit, aber auch durch die anspruchsvolle Verarbeitung.

 

Vor der Entwicklung von Acrylfarben war Gouache ein preiswertes, leicht herzustellendes und zu verarbeitendes Material vor allem für Studien und Entwürfe; einige Meister entwickelten jedoch auch künstlerisch höchst anspruchsvolle Werke in dieser Technik.

Geschichte der Gouachemalerei

Der Name leitet sich vom italienischen „guazzo“, dieses wiederum vom lateinischen „aquatio“ für „Pfütze“, „Lache“ ab – möglicherweise eine Verballhornung im Kontrast zum edleren „Aquarell“, dem es hinsichtlich der Bestandteile ähnelt.

Die Verwendung von Gouache mit Gummi arabicum als Bindemittel geht in Europa bis auf die Buchmalerei im Mittelalter zurück; als eigenständiges künstlerisches Medium wird sie jedoch erst ab dem 15. Jahrhundert genutzt, wenn auch immer noch entweder für Bühnendekorationen, Studien und Entwürfe oder als Untermalung für Ölgemälde. Erst später nutzen Maler wie z.B. Lovis Corinth, Marc Chagall oder Egon Schiele die Technik für sich allein in eigenständigen Kunstwerken. Von Corinth ist in einem Text überliefert, dass er die Gouachemalerei der mit Aquarell den Vorzug gab, weil er die luftig-matte Erscheinung und die lebendige Spontaneität schätzte, die eine geübte Hand mit der kalkhaltigen Farbe gemalten Bildern verleihen konnte.

Bestandteile und Herstellung

Gouachefarbe besteht aus Pigment, Kalk als Füllstoff und Gummi arabicum, dem getrockneten Saft verschiedener in Afrika beheimateten Akazienarten, das auch in Aquarellfarben als Bindemittel dient. Früher wurde sie von Hand angerieben; heute ist sie gebrauchsfertig in Tuben erhältlich. Durch den Kalkanteil können manche Pigmente nicht verwendet werden, da sie im alkalischen Milieu zerfallen würden, etwa Ultramarinblau. Manchmal wurde sie aus Resten alter Aquarellfarbe hergestellt, die eingeweicht und mit eingesumpfter Kreide gestreckt wurden.

Gouachefarben in der Anwendung

Meist wird Gouachefarbe auf Papier und Pappe aufgetragen, wobei auch vorgrundierte Leinwand oder Holz als Malgrund zwar möglich sind, aber traditionell aufgrund des Studiencharakters der meisten Werke in Gouache eher selten verwendet wurden. Durch das Gummi arabicum ist sie wasserlöslich und kann ähnlich wie Acrylfarbe sowohl pastos aufgetragen als auch mit Wasser zu aquarellähnlicher Konsistenz verdünnt werden. Wegen des Kalkanteils hellt sie sich beim Trocknen leicht auf; ein transparenter Schlussfirnis, zum Beispiel aus in Wasser gelöstem Gummi arabicum, kann die Brillanz der Farben teilweise wieder herstellen, muss aber äußerst vorsichtig aufgetragen werden, um die Farbe des fertigen Bildes nicht wieder anzulösen.

Weil bereits getrocknete Schichten mit einem weiteren Farbauftrag leicht reagieren, erfordert die Malerei in mehreren Farbschichten einiges an Geschick und Erfahrung. Dieses Problem ist häufig dadurch vermieden worden, dass das gesamte Bild alla prima, in einer einzigen Sitzung nass in nass, gemalt wird – durch die schnelle Trocknungszeit entstehen trotzdem mitunter harte Kanten im Bild. Bei der Anwendung durch eine geübte Hand können sehr schöne spontane, frische Arbeiten entstehen, die eine sehr lebendige Handschrift tragen. Dennoch überrascht Gouache auch immer wieder durch ihre Unberechenbarkeit.

Besonderheiten Vorteile, Nachteile

Besonders vor der Erfindung der Acrylfarbe stellte Gouache eine preiswerte Alternative etwa zu Ölfarben dar, die sich zudem gegenüber der ähnlich preiswerten Leimfarbe auf Basis tierischer Haut- und Knochenleime dadurch auszeichnete, dass sie weniger schnell verdarb – tierische Leime müssen in wenigen Tagen, im Sommer noch schneller verarbeitet werden, da sie sich sonst zersetzen und ihre Bindekraft verlieren.

Die Vielseitigkeit in der Anwendung – pastos wie auch verdünnt-lasierend – machte Gouachefarbe besonders für angehende Künstler, Studenten und Laien attraktiv. Besonders bei einem hohen Anteil an Kalk hat sie jedoch die manchmal als Nachteil empfundene Eigenschaft, dass sich die Farbe nach dem Trocknen deutlich aufhellt und matt und stumpf wirkt – dem kann dadurch entgegengewirkt werden, dass man die Teile des Bildes, die brillantere Farben haben sollen, mit Aquarell nachkoloriert. Es bedeutet aber auch, dass das Erscheinungsbild des fertiggestellten Werkes sich mitunter nur äußerst schwer voraussagen lässt. Dass die trockene Farbe nicht glänzt, bringt immerhin den Vorteil mit sich, dass sie auch bei direkter Lichteinstrahlung präsentiert werden kann und kein Seitenlicht benötigt.

Restaurierung der Malerei

Für Restauratoren stellt, besonders bei der Verarbeitung weniger hochwertiger Pigmente und bei geringem Bindemittelanteil, die schlechtere Haltbarkeit im fertigen Bild ein Problem dar. Auch der Zerfall von säurehaltigem Papier, das ab dem 19. Jahrhundert bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts hergestellt wurde und in dieser Periode häufig als Malgrund diente, kann eine Herausforderung darstellen. Ein großer Vorteil von Gouache aus restauratorischer Sicht ist, dass sie, anders als Ölfarbe, keine Risse bildet und nicht nachdunkelt, wodurch viele Meisterwerke in alter Brillanz erhalten geblieben sind.

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