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Pastellfarben und Pastellmalerei

Was ist Pastellfarbe und Pastellmalerei?

Zunächst scheint es sich bei der Technik um eine Zeichnung zu handeln, da sie trocken ausgeführt wird – jedoch wird sie aus gutem Grund Pastellmalerei genannt.

 

Geschichte und Ursprung der Pastellmalerei

Pastellkreide, von ital. „pasta“ = Teig, ist erstmals für die italienische Renaissance belegt, als man begann, Pigmente mit wenig Bindemittel zu Stangen zu rollen, trocknen zu lassen und als Zeichenmaterial zu verwenden. Ursprünglich kamen nur Schwarz für Schatten, Rot für Mitteltöne und Weiß für Höhungen zum Einsatz; bei den Werken – Skizzen und Studien – handelt es sich noch um Zeichnungen. Als sich später das Farbspektrum erweiterte, eröffnete dies die Möglichkeit, die in den Kreiden enthaltenen Pigmente wie in einem Gemälde auf dem Malgrund zu verteilen, zu nuancieren, zu wischen und bis zu einem gewissen Grad sogar zu lasieren.

Es heißt, dass der Begriff „pastell“ als Synonym für „helle, kreidige Farbtöne“ aus dem südfranzösischen Tarn stammt, wo man im 18. Jahrhundert damit begann, blaue Reste aus der Waidfärberei mit Kreide zu vermischen – sowohl als antibakteriellen Wandanstrich als auch zur Herstellung von hellblauen Pastellkreiden.

Das Erscheinungsbild einer Pastellmalerei ist sehr luftig und pudrig, was dem Geschmack des Rokoko sehr entgegenkam. Aus dieser Epoche stammen die technisch versiertesten Pastellmalereien – besonders Porträts wurden häufig in dieser Technik gefertigt, da sie preiswerter als Ölgemälde waren und gleichzeitig die realistische Darstellung von blassem Teint, schimmernder Seide und Perlglanz erlaubten. Zu großer Meisterschaft gelangten etwa Elisabeth Vigée-Lebrun und Rosalba Carriera.

Das berühmte Pastellgemälde „Das Schokoladenmädchen“ von Jean-Etienne Liotard aus dem Jahr 1744 oder 1745, zu sehen in der Dresdner Gemäldegalerie, ist auf den ersten Blick von einer klassischen Ölmalerei kaum zu unterscheiden. Es gilt als eines der schönsten Beispiele für eine Pastellmalerei und zeigt eine Dienerin, die auf einem Tablett ein Porzellangeschirr mit heißer Trinkschokolade bringt, damals ein teures Statussymbol.

Bestandteile, Verarbeitung, Fixierung

Pastellfarben bestehen aus Pigment, das mit sehr wenig Bindemittel zu einem Teig vermischt, in Stangenform gepresst und getrocknet worden ist – die genaue Art und Menge des Bindemittels wird dabei von den Herstellern unter Verschluss gehalten. Als wahrscheinlich gilt, dass in manchen Kreiden Gummi arabicum, Kaolin und / oder Leim enthalten sind.

Die Kreide wird wie bei einer Zeichnung aufgetragen und manchmal anschließend mit dem Finger oder einem Wischwerkzeug verteilt; so lassen sich auch sanfte Farbübergänge erzielen, Farben mischen und wie bei einer „echten“ Malerei überlagern. Der pudrig-trockene Auftrag ermöglicht keine Lasuren im engeren Sinne, aber kann transparent wirken.

Um haften zu können, benötigt Pastellkreide einen rauen Untergrund, etwa Leinwand oder spezielle Papiere. Im Handel sind Büttenpapier, Samtpapier, Seidenpapier u.ä. erhältlich; die Farbe des Papiers wirkt sich außerdem auf das Erscheinungsbild der Pastellmalerei aus.

Es ist möglich, die Pastellfarben mit einer anderen Technik zu kombinieren, etwa mit einer Tuschezeichnung, einem Aquarell oder mit Ölkreiden. Der Kontakt zu einem flüssigen Bindemittel kann jedoch den Farbton stark verdunkeln, weshalb meist das Pastell als letzte Schicht auf eine bereits durchgetrocknete Untermalung (oder -zeichnung) aufgebracht wird.

Nach dem Auftragen müssen die Pigmente nachträglich mit einem Fixativ an den Untergrund und aneinander gebunden werden, um zu verhindern, dass sie verwischen oder sich ablösen (etwa bei Berührung). In jüngerer Zeit wird dafür häufig ein Sprühfixativ auf Kunstharzbasis verwendet; frühere Lösungsansätze beinhalteten das Eintauchen in Leimwasser, das Bestäuben mit trockenem, wasserlöslichem Bindemittel in Pulverform und anschließende Dämpfen u.v.m. Das Aufbringen eines flüssigen Firnis hat den entscheidenden Nachteil, dass die Farben sehr stark nachdunkeln, weshalb meist davon abgesehen wird. Trotz Fixierung sind Pastelle daher äußerst empfindlich und müssen hinter Glas präsentiert werden, sollen sie der Nachwelt möglichst lange erhalten bleiben.

In Bezug auf Restaurierung

Pastelle gehören aufgrund ihrer äußerst fragilen Konstitution zu den besonders schwer zu konservierenden und restaurierenden Kunstwerken. Häufige Schäden sind Schimmel, der Zerfall des Trägermaterials, mechanische Verschmutzung und der Verlust von Pigment, das etwa aufgrund von Erschütterungen vom Untergrund fällt. Viele Eingriffe beinhalten daher das vorsichtige Entfernen von Verschmutzungen und die Retusche schadhafter Stellen.

Besonderheiten von Pastellfarben

Ein Vorteil von Pastellfarben liegt darin, dass sie aufgrund des hohen Pigmentanteils äußerst farbintensiv und je nach Qualität der enthaltenen Pigmente auch lichtecht sind. Besonders optische Mischungen, wie sie etwa durch das trockene Auftragen einer Farbe auf einen rauen, eingefärbten Untergrund zustandekommen, lassen sich mit anderen Techniken kaum erzielen. Leuchtende, kräftige Kontraste sind ebenso möglich wie subtile Farbkompositionen.

Der wohl größte Nachteil liegt in ihrer Empfindlichkeit gegenüber mechanischen Einflüssen. Für Laien sind sie außerdem nicht ganz einfach zu verarbeiten; um zu zufriedenstellenden Ergebnissen zu gelangen, bedarf es einiger Erfahrung im Umgang mit den verschiedenen Verarbeitungstechniken.




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