Die Zeichnungen des Hausbuches in brauner Tinte, mit Wasserfarben teilweise leicht angetuscht, geben ein köstlich getreues Bild des oberdeutschen Lebens dieser Zeit. Es herrscht darin eine jugendliche Frische und eine kindlich frohe Freude am Dasein, ein von leichtem Humor durchsetzter unbefangener Geist der Erzählung, wie er sich lebhaft von dem ängstlich Gebundenen der kirchlichen Tafelmalerei unterscheidet. Derselbe Ton, der aus den deutschen Fabelbüchern des 15. Jhhs. spricht. Auch in den Federzeichnungen des Meisters in der Mehrzahl jugendliche Liebespaare und dergleichen in den Kabinetten von Berlin usw. - waltet ein heiteres knabenhaftes Temperament (Abb. 57); hier scheint sich der Frohsinn der Jugend der mächtig aufblühenden Reichsstädte zu offenbaren, die in dem jungen Maximilian - der dem Anschein nach zum Hausbuchmeister in Beziehungen stand - ihre Hoffnung sah. Die ersten Zeichnungen und Stiche Dürers - namentlich die Reiter und Soldaten - sind aus dieser Sphäre hervorgegangen. Die Stiche des Hausbuchmeisters, die fast vollzählig nur im Amsterdamer Kabinett erhalten sind, im ganzen um faßt das Werk etwa 90 Blatt, können wir hier wieder nur im Vorbeigehen betrachten (Abb. 58, 95). Neben den höchst originell empfundenen religiösen Blättern - voran Madonnen, Engel, Anbetung der Könige usw. - stehen Fabeln - die Legende von den drei Toten und Lebendigen, Tod und Jüngling, Aristoteles und Phyllis - und vorzugsweise wie beim Meister E S profane Gegenstände, meist aus dem Minne- und Volksleben: Liebespaare beim Mahle hingelagert oder in den Wald reitend, wilde Männer turnierend, Wappenhalter oft humoristischer Färbung und Genredarstellungen. Die Platten sind zart mit Nadel und Stichel in Kupfer geritzt worden und ergaben nur wenige Abdrücke, daher die Seltenheit der Blätter. Der Strich der Kupferstiche ist lockerer und malerischer als der der Zeichnungen des Hausbuchs, so daß die meisten Blätter erst der späteren Zeit anzugehören scheinen. Unter den Zeichnungen des Hausbuchmeisters befinden sich auch ein halbes Dutzend Vorzeichnungen, Risse für kleine Glasgemälde, und an der Hand derselben haben sich nun außer den genannten Rundscheiben von Alpirsbach eine ganze Anzahl ausgeführter Rund- und Vierpaßscheiben mit Wappen oder Minneszenen, Knappen und Rittern, auf seine Entwürfe zurückführen lassen. Die Mehrzahl der späteren, durch die feinen, aus dem Schwarzlot radierten Lichter ausgezeichneten Scheiben weisen bereits auf die mittelrheinische Gegend in das letzte Jahrzehnt des 15. jhhs. (Abb.96).