TOSKANISCHE ORDNUNGEN

Weitere Toskanische Ordnungen von Serlio, von Jacob Barozzio von Vignola und die Benennung der Glieder, welche die Toskanische Ordnung von J.B. von Vignola bilden.

TOSKANISCHE ORDNUNG VON SERLIO.

TAFEL III.

Unter den vier Meistern, welche wir als Muster anführen, hat Serlio die toskanische Ordnung am einfachsten behandelt. Ihr einziger Reichthum besteht in der untern Ansicht des Kranzleistens.
Das Capitäl und die Basis sind damit übereinstimmend gehalten, und es wird dadurch ein sehr guter Gesammteindruck hervorgebracht. Man könnte sie zur Decoration des Innern einer Halle, bei grossen Magazinen, unterirdischen Bauten usw. anwenden.
Anderswo hat Serlio jedoch dem Kranze noch zwei Riemchen hinzugefügt, indem er die Ausladung der hängenden Platte etwas vergrösserte; ferner hat er dem Architav zwei Streifen gegeben, und über demselben noch einen Riemen und einen Viertelstab angebracht. Das Verhältniss der Hauptmassen des Gebälks hat er aber durchaus beibebalten.

TOSKANISCHE ORDNUNG VON JACOB BAROZZIO VON VIGNOLA.

TAFEL IV.


Jacob Barozzio von Vignola scheint seine toskanische Ordnung erfunden zu haben. Die Verhältnisse, die er angiebt, sind am allgemeinsten angenommen worden; wir glauben aber, dass eine geringere Ausladung des Kranzes und des Capitäls charakteristischer gewesen wäre. Die Verjüngung seiner Säulen beginnt erst vom untern Drittel des Schafts, dessen ganze Länge vom Pfühl der Basis bis über den Astragal des Capitäls gerechnet wird. Diese Regel befolgt er bei allen fünf Ordnungen, und die neuern Meister scheinen ihm darin gefolgt zu sein.
Die von Vitruv beschriebene toskanische Ordnung *), welche in der Uebersetzung von Claude Perrault gestochen ist, scheint uns zu abweichend von den gewöhnlichen Constructionen, als dass wir sie hier anführen sollten.


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BENENNUNG DER GLIEDER,
WELCHE DIE TOSKANISCHE ORDNUNG VON J. B. VON VIGN0LA BILDEN.

Das Kranzgesims.
A. Viertelstab oder Wulst.
B. Stäbchen.
C. Riemen oder Plättchen.
D. Hängende Platte oder Kranzleisten mit einem Ablauf unter dem Plätchen.
E. Riemen.
F. Kehlleisten.

Der Fries.

G. Fries.

Der Architrav.
H. Band oder Platte.
I. Streifen oder Ansicht.

Das Capitäl.

K. Plättchen.
L. Abacus oder Deckplatte.
M. Wulst oder Echinus.
N. Riemchen oder Reif.
O. Hals.

Die Säule.

P. Astragal.
Q. Sawn oder Gurt.
R. Säulenschaft mit einem Ablauf unter dem Saum.
S. Säulenschaft.
T. Plättchen oder Saum mit dem Schafte durch einen Ablauf verbunden.

Die Basis.

U. Pfühl.
V. Plinte oder Sockel.

Postament oder Säulenstuhl.

X. Plättchen.
Y. Kehlleisten.
Z. Würfel des Postaments.
a. Plättchen.
b. Sockel des Postaments.

Kämpfer und Bogengesims.

c. Platte.
d. Grosser Streifen.
e. Kleiner Streifen.
f. Archivolte oder Bogeneinfassung.

*) Hauptsächlich unterscheidet sich Vitruvs toskanische Ordnung von der der neuern Meister durch die runde Form der Plinte der Basis und, wie Einige meinen, auch des Abacus. Die Verhältnisse des Gebälks lässt er unbestimmt, der Architrav soll sich nach der Höhe des ganzen Gebäudes richten. Der Fries wird durch die schräg abgeschnittenen Deckenbalken gebildet, deren Köpfe verschaalt werden können, macht daher selbst eigentlich einen Theil des Hauptgesimses aus, indem es die darüber gelegte hängende Platte mit dem Rinnleisten unterstützt. (d.H.)
Quelle:
Vergleichende Darstellung der Architectonischen Ordnungen
der Griechen und Römer und der neueren Baumeister
Herausgegeben und gezeichnet von Carl Normand
Architecten und ehemaligem Pensionair an der französischen Academie zu Rom
Erste Deutsche Berichtigte Ausgabe von M.H Jacobi.
Königl. preuss. Regierungs-Bau-Conducteur
mit fünf und sechszig Kupfertafeln.
Potsdam, 1830. Verlag von Ferdinand Riegel.

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