Herstellung der Raumkopie: Wandmalerei

Für die Erstellung der Raumkopie, Iweinfresken im Hessenhof zu Schmalkalden, wurden umfangreiche Möglichkeiten geprüft, um die originalen Putzstrukturen, sowie die farbliche Erscheinung des Originals so genau als möglich zu erstellen.

Erstellung der Raumkopie, Iweinfresken im Hessenhof zu Schmalkalden

Als erstes wurden verschiedene Abnahmetechniken vor Ort geprüft, um die originale Putzstruktur zu erreichen. Probeflächen mit Hartschaumplatten verschiedener Stärke als Unterlage und Negativträger führten nicht zum Erfolg. Weitere Versuche mit luftdurchlässigem Material führten zu besseren Erfolgen. Nach einer längeren Testphase mit diesen luftdurchlässigen Materialien (Negativträger) führte zu dem Ergebnis, daß ein luftdurchlässiges Material mit einer bestimmten Stabilität günstiger ist.

Die Versuche ergaben weiter, daß ein Rippen-streckmaterial mit einem Amierungsgewebe unterlegt werden muß, damit die Abformmasse nicht auf der Rückseite zu sehr durchdringt und somit zur Hauptausdehnungsfläche - Vorderseite - die Unebenheiten nicht ausfüllt. Versuche mit den oben beschriebenen Materialien und Stabilisierungsleisten aus Holz sowie die Abformmasse-Variante ergaben die besten Ergebnisse. Nach der Durchführung der Kleinversuche wurden eine größere Versuchsreihe begonnen. Die so vorbereitete Platte wurde mit Abformmasse, gleichmäßig belegt und nach einer Karenzzeit von 5 - 10 min. auf die mit Folie abgedeckte Wandoberfläche angelegt. Die Platte wurde dann abgestützt. Die durchgeführten Versuche ergaben, daß bei dieser Methode kein Druck entsteht, der die Wandoberfläche belastet, da die Abformmasse die Möglichkeit hat, sich nach hinten durch die luftdurchlässige Rücklage auszudehnen. Die durchgeführten Großversuche demonstrieren dies eindeutig. Jetzt wurde mit der Abnahme der Oberflächenstruktur des Iweinkellers Stück für Stück begonnen.

Die abgenommenen Teile wurden im Atelier zusammengebaut und an der Oberfläche bei Bedarf strukturiert. Bearbeitung von kleinen Fehlstellen wurden vor Ort im Kellergewölbe unter der Kirche der Wilhelmsburg vorgenommen.
Das Kellergewölbe unter dem Bereich der Kirche der Wilhelmsburg wurde für die Aufstellung der Kopie ausgesucht. Nach Absprache wurden dann in den hinteren Bereich des Gewölbes notwendige Fundamentstreifen ausgehoben. Nach Einschalen der Fundamente wurden diese mit wasserdichtem Beton und entsprechender Bewehrung ausgefüllt. Nach Trocknung der Fundamente konnte mit dem Aufbau der Negativform der Kopie begonnen werden. Sie wurde genau so verstrebt und abgesichert mit Holzleisten, so daß die weitere Bearbeitung erfolgen konnte und die Negativform eine bestimmte Stabilität aufwies. Die Negativform im Oberflächenbereich wurde mit Silikon-Abformmasse behandelt, damit kein Anhaften der jetzt erfolgten Kalk-Mörtel-Schichten möglich war und eine einwandfreie Trennung von der Form der hergestellten Kopie erreicht werden konnte.

Iweinfresken im Hessenhof zu Schmalkalden - Raumkopie

Nach dem Auftragen einer 10 - 15 mm starken Mörtelschicht (Kalk-Mörtel) mit Einlagematerial (Dederongewebe - Maschengröße 8 x 8 mm) in den noch feuchten Mörtel, wurde nach Trocknung der 1. Schicht eine weitere Mörtelschicht mit Haftmörtel und Drahtgewebeeinlage aufgetragen. Diese Schicht hat eine Stärke von 20 - 30 mm. An die so entstandene ca 35 - 45 mm starke Mörtelauflage wurde im senkrechten Bereich der Kopie eine Mauerwand mit Hochlochziegeln gebaut ca 250 mm breit. Verbleibende Hohlräume zwischen Kopie und Mauerwand wurden mit Mörtel vergossen. Im Bereich der Walme wurde auf der senkrechten Wand ein Ringanker mit entsprechender Stahlbewehrung gegossen, die alle Wände verbindet. Nach Trocknung und Ausschalung des Ringankers wurde das Gewölbe von oben mit Hochlochziegeln und einem Haftmörtel eingewölbt und die Oberfläche mit einem Reinkalkmörtel zugesetzt. Nach der Austrocknung der Mauer und des Gewölbes haben wir angefangen, die Kopie von der Negativform zu entschalen. Die jetzt sichtbare Oberfläche zeigte sich in einem sehr guten Zustand, so daß nur einige kleine Fehlstellen zu ergänzen waren. Auf die Oberfläche wurde Kalkfarbe in 4 - 5 Schichten aufgetragen. Es wurde immer auf die jeweils noch feuchte (Sie war nur angetrocknet) Kalkfarbe gestrichen. Es entstand eine in sich homogene Oberflächenschicht.

Iweinfresken im Hessenhof zu Schmalkalden - Pausen

Auf diese Schicht wurden mittels Pausen die Konturen der Malerei angepaust. Nach Abschluß der Pausarbeiten wurde die Malerei - mittels eines spezial-DIA-Projektors - Szene für Szene entsprechend der vorhandenen Farbigkeit und Größenordnung auf die Kopieoberfläche übertragen. Zum Vergleich und zur Korrektur hatten wir Fotos von jeder Szene anfertigen lassen, die zur Kontrolle der originalen Malerei herangezogen wurden.

Iweinfresken im Hessenhof zu Schmalkalden

Die Malerei wurde analog der Fresco-Secco-Malerei mit lichtechten Pigmenten und geringem Zusatz von Acrylatbindemittel ausgeführt. Die Übertragung der Malerei und die Angleichung des unteren Wandbereiches - sichtbares Natursteinmauerwerk - erforderten eine sensible ästhetische Bearbeitung dieser Bereiche. Im Mai 1996 wurde die Kopie fertiggestellt und der Öffentlichkeit zum "Tag des offenen Denkmals" am 08.09.1996 übergeben. Die Kopie wurde durch laufende Beratung und Mitarbeit von Herrn Prof. Dipl. phil. Rudolf Zießler, Leiter des Amtes für Denkmalpflege Erfurt, erarbeitet.

Es war ein gemeinsames Restauratoren Projekt der Familien Möller, Möller und Koch.

Die originale Wandmalerei (Bogenfeld)
Die originale Wandmalerei (Bogenfeld) 600px 790px

 

Die Kopie im Schlosskeller (Zwischenzustand)
Die Kopie im Schlosskeller (Zwischenzustand) 600px 790px

Die Kopie im Schlosskeller (Zwischenzustand)
Die Kopie im Schlosskeller (Zwischenzustand) 600px